Eine Rose, drauf und dran zu erblühen
Gott redete …
Geliebte, ihr seid Rosen, drauf und dran zu blühen, mehr, denn zu blühen. Weswegen mehr? Ihr öffnet euch zu eurer vollen Blüte, zu eurer vollen Großherzigkeit und Schönheit.
Wie glücklich eine Rose ist, zu blühen. Eine Rose erstrahlt in Schönheit und erblüht zu ihrer Vollheit, und bleibt dennoch im Boden eingewurzelt, wo sie immer gewesen ist. Aus dem Dreck und Schlamm wächst eine Rose in die Höhe. Sie sieht den Dreck und Schlamm nicht als widerlich, wie du. Sie zieht nicht einmal einen Moment lang in Betracht, der Dreck der Erde nehme ihr irgendetwas von ihrer Schönheit weg.
Sofern der eine oder andere feuchte Boden auf die Blätter einer Rose spritzt, begrüßt sie die Spritzer, so wie sie auch die strahlende Sonne willkommen heißt. Die Rose dankt der nährenden Erde und der wärmenden Sonne, die Selber auf die Rose scheint, um ihr eigenes Licht, und um, wie sehr die Sonne sie liebt, merklich zu machen. Sobald die Sonne hinter Wolken versteckt ist, hat die Rose nichts dagegen vorzubringen. Sie weiß, die Sonne leuchtet auf ihr auf.
Und wenn es regnet, hat die Rose nichts dagegen. Sie keucht nicht und sagt nicht: „Oh, ich werde nass.“ Tatsächlich nimmt die Rose den Regen begierig auf und lässt sich in ihm vollsaugen. Sie fühlt sich in der Natur entzückt und weiß, sie hat ihren Zweck und Platz im Universum, und dass sie fürwahr dorthin gehört, wo sie nun einmal ist. Sie hat Vertrauen, dass sie Achtung erfährt.
Die Rose hat nicht den Wortschatz, um die Natur als ihre wohltätige Quelle zu bezeichnen. Sie weiß nicht darum, Gott oder Krishna oder Allah oder den einen oder anderen Namen für den Schöpfer und Erhalter des Universums zu sagen. Die Rose weiß darum, dass sie wächst und sich zur Sonne hin erhebt. Sie ist eine Rose, selbst so sie nicht die Namen, die ihr in all den Sprachen der Welt gegeben werden, in sich einverleibt hat. Die Rose kennt anleitungslos ihre eigene Natur, obzwar, sobald freilich ihr Name ausgesprochen wird, hallt sie auf ihn nach.
Die Rose bittet nicht um etwas. Sie ist sich selber vollkommen. Sie entbehrt nichts. Sie wächst zur Sonne. Sie denkt nicht, was denn wohl ein Vorübergehender über sie denken mag, oder was irgendwer von ihr denken könne. Sie fleht nicht um Beachtung. Sie ist in ihrer eigenen Rosen-heit wohlaufgehoben. Die Rose ist zufrieden, wie sie mit tausend anderen Rosen, die ebenso schön sind wie sie, gemeinsam wächst. Sie denkt nicht über die bunte Kleidung, die andere Rosen anhaben, nach. Sie ist glücklich, gemeinsam mit tausend anderen Rosen in einem Garten, oder für sich selbst, die einzige Rose rundherum, am Wachsen zu sein. Die Rose ist zufrieden damit, dass sie zur Sonne hin wächst und wächst. Worum mehr könnte eine Rose ansuchen?
Die Rose hat nicht bewundert oder verehrt zu werden. Sie hat nicht ausersehen zu werden. Es geht ihr gut damit, so man sie abschneidet, um im Hause eines Menschen in eine Vase gestellt zu werden, und es geht ihr gut damit, dort belassen zu werden, wo sie ist. Ob jemand nahebei ist in präsenter Teilnahme oder ob sie von weither geliebt und gemocht wird, die Rose ist geborgen im Geliebt-Werden und sie jubelt darüber, eine Rose zu sein. Sie kennt Einssein, ohne das Wort Einssein zu kennen.
Sowie die Rose, von Bewunderern umringt, ihre volle Schönheit enthüllt, hört sie Herzen ausrufen: „Ahh“. Sowie eine Rose ihre volle Schönheit enthüllt, ist sie nicht zurückhaltend sittsam, oder ungesittet. Keine Rose hat derartige Gedanken. Keine Rose verbirgt ihre Schönheit. Genauso, keine Rose verdeckt sich, bevor sie zu ihrer vollen Schönheit aufblüht. Eine Rose ist eine Rose, und was könnte sie davon abschrecken, zu sein, als was sie geboren wurde zu sein?
Und sobald der Rose Glanzzeit vorüber ist und ihre Schönheit verblasst, bedauert sie das nicht, und sie trauert dem nicht nach. Sie weiß, es war ihr benommen, für eine Zeitlang auf diese Weise zu verscheiden und abzugehen, und alles das zu sein, was eine Rose zu sein imstande ist. Nun kehrt sie zur Erde zurück, wo sie ihren Anfang genommen hat. Jetzt nährt sie den Boden, der sie genährt hat, oder sie wippt auf den Gewässern der See. Das ist ihr nicht von Belang. Wo immer ihre Blütenblätter zu liegen kommen, die Rose kennt ihre Bestimmung. Sie kehrt zur Sonne zurück, von woher sie sich aufgemacht hat.
Translated by: theophilPermanent link to this Heavenletter: https://heavenletters.org/eine-rose-drauf-und-dran-zu-erbluehen.html - Thank you for including this when publishing this Heavenletter elsewhere.
Your generosity keeps giving by keeping the lights on

