Ein Band zwischen dem Geist, dem Herzen und dem Körper
Traurigkeit ist so schlecht nicht. Einen Gutteil der Zeit weißt du nicht einmal mehr darüber, worüber du traurig bist, als du weißt, wieso es am einen Tag regnet und am nächsten sonnig ist. So wie der Regen, kommt auch die Traurigkeit, und so geht sie auch. Und Traurigkeit kommt unerbeten. Womöglich hast du sie nicht einmal erwartet. Du hattest nicht den Wunsch, dass dir Traurigkeit vor die Füße fällt. Du hast nie um sie gebeten, und doch kam sie.
Natürlich, das ist logisch, Traurigkeit kommt von Anhaftung. Anhaftung ist etwas Drolliges. Du möchtest mit einem Anderen eine Verbindung, hinwiederum nicht angehaftet werden. Du möchtest, dass ihr euch an der Hand haltet, und ihr möchtet sogar nicht los lassen, allerdings wisst ihr darum, dass es so etwas wie los lassen gibt, und ihr wisst, ihr könnt euch nicht für immer und ewig an der Hand halten. Ihr wisst, ihr habt eure Hände zu benutzen, um den Abwasch und andere Dinge zu machen.
Ist mithin eine Verbundenheit ein Geben von Liebe, und ist Anhaftung sodann das Band stramm knoten? Ist Anhaftung Bedürftigkeiten verfolgend und ist Liebe gebend?
Auf jeden Fall, was auch immer das Band zerreißt, sei es im Laufe des Lebens oder beim Tod des Körpers, es ist eine schwere Beanspruchung. Du fühlst dich beraubt. Ist es dir ein Mysterium, wie du mit einem Anderen in Verbindung sein und nicht angehaftet sein kannst? Und wie kannst du los lassen, wann du nicht los lassen möchtest, und sofern du meinst, du wärest niemals bereit, los zu lassen?
Es muss so sein, dass du Loslassen von Anhaftung als Loslassen von Liebe ansiehst, als Loslassen von Fürsorge, als Loslassen von was dir etwas bedeutet. Betont der Verlust eines geliebten Nahestehenden bei dir die Getrenntheit, auch dann, wenn du intellektuell das Konzept des Einsseins bejahst? Trägt dir der Verlust eines geliebten Angehörigen, ungeachtet der Ursache, das Gefühl zu, du seist weniger? War dein Angehöriger eine Wand, gegen die du dich lehnen konntest, und die dich hochgehalten hat?
Und was ist Weinen schlechterdings? Bestimmt ist es ein Band zwischen dem Geist, dem Herzen und dem Körper. Das kann nicht schlimm sein, oder nicht? Mit Sicherheit sind Geist, Herz und Körper innig miteinander verbunden. Du und ein geliebter Nahestehender sind miteinander verbunden, ob ihr es seid oder nicht seid. Loslassen von Anhaftung hat nicht Loslassen von Liebe zu bedeuten, allerdings kann es sein, dass du ausschließlich Anhaftung kennen gelernt hast. Das könnte sein.
Du siehst es gerne, wie ein Nahestehender ankommt, und du siehst es nicht gerne, wie er oder sie geht. Und doch sind Eingang und Austritt Teil des Lebens. In der Sache gibt es kein Drumherum-Kommen.
Vielleicht ist Nicht-Anhaftung die Fähigkeit, zu deinem geliebten Menschen zu sagen: „Lebe wohl. Freue dich an deiner Reise. Genieße sie, ob es sich nun um einen Abstecher zum Laden wegen einer Packung Zigaretten handelt, oder ob es um deine letzte Reise dieses Mal zum Himmel geht. Ich weiß, du hast noch zahlreiche Reisen vor dir, und ich kann nicht mit dir gehen. Vergnüge dich. Sei ohne mich glücklich. Ich würde mit dir gehen, wenn ich könnte. Ich habe hier zu bleiben. Der Tag wird kommen, wann ich mich dir anschließe, und wann wir wiedervereint sind. Einstweilen gebe ich dir mein Herz zur Aufbewahrung, und ich küsse dir ein Wiedersehen zu. Lebe wohl. Ich verspreche dir, dich mit meinem Segen gehen zu lassen. Ich möchte dich nicht von deinen Reisen abhalten. Du warst eine Weile mein. Immer ist nicht wirklich besser als eine Weile. Ich gebe dir meine Liebe, sodass du sie mitnehmen kannst, nicht als ein Andenken, sondern als eine Gratisgabe. Du hast mir eine Menge gegeben, und jetzt gebe ich dir deine Freiheit. Hier, hier ist sie.“
Und jetzt, jetzt sage dir ebenfalls Lebewohl. Du befindest dich ebenfalls auf einer Reise, selbst wenn dein Körper dort bleibt, wo er ist, selbst wenn es für dich schwer ist, dich umzuwenden und Auf Wiedersehen zu sagen.
Translated by: theophilPermanent link to this Heavenletter: https://heavenletters.org/ein-band-zwischen-dem-geist-dem-herzen-und-dem-koerper.html - Thank you for including this when publishing this Heavenletter elsewhere.
Your generosity keeps giving by keeping the lights on

