All die Antworten
Jedes Mädchen, siehst du das nicht, möchte gerne Aschenputtel sein. Jeder Junge, siehst du das nicht, möchte gerne der Prinz sein. Beide, Aschenputtel wie Prinz, wussten in der Geschichte irgendwie, dass sie größer waren, als sie schienen.
Aschenputtel ist in Wirklichkeit von königlicher Abstammung. Die Asche scheint real, dennoch ist sie nicht real. Sie ist ein Symbol.
Der Prinz ist in seinem Herzen fürstlich, indes trägt auch er all die Utensilien der Königsfamilie an sich. Die Paraphernalien sind nicht sein Königtum. Sie sind schier deren Erscheinlichkeit. Ein Jeder kann ein Gewand tragen. Das Kostüm macht keinen Prinzen.
Der Prinz wünschte sich, dass die Welt Aschenputtel so sah, wie er sie in Wirklichkeit sah. Wir können sagen, der Prinz sah durch die Asche hindurch. Er sah, dass sie bloß Asche war. Sie stand für Asche, und hatte keine größere Bedeutung. Der Prinz sah durch die Oberflächenebene des Lebens hindurch. So wie er großgezogen war, kannte er sein Wahres Sein noch nicht, und dennoch sah er Aschenputtels Wahres Wesen.
Aschenputtel kannte die volle Wahrheit über sich selbst noch nicht, dennoch wusste sie, dass sie mehr als eine Aschenmagd war. Man rief sie Aschenputtel. Sie ging darauf ein und antwortete, und dennoch war sie höher angesiedelt als die bösartige Stiefmutter und deren zwei eitle Töchter, die ihr diesen Namen gegeben hatten. Sie schien wie eine Küchenmagd, und doch war sie eine Prinzessin.
Konnte nicht die böse Stiefmutter ebenfalls anders sein, als sie erschien? Diese freilich war in der Tat niederträchtig. Die Geschichte erzählt uns nichts davon, was sie dazu gemacht hat. War sie früher einmal ein argloses Mädchen? Was machte sie derart hochfahrend? Welche Unsicherheit machte sie so hochnäsig? Ich denke Mir für ihren Egoismus keine Ausreden aus, denn so hatte sie nicht zu sein. Nichtsdestotrotz, inwendig in ihr war eine Perle der Anmut versteckt, die sie vergraben hatte. Selbstverständlich sah sie sich selbst nicht als boshaft. Sie sah, dass sie ihre Position verteidigte. Sie wollte, dass ihre Töchter den Prinzen heiraten. Ihr Motiv war nicht derart schlecht, außer dass sie die Dinge auf frivole Art anging. Demgegenüber, war ihr Hauptmotiv, dass eine ihrer Töchter die Braut eines Prinzen wird, oder war sie bemüht, ihr eigenes Verlangen zu stillen, eine Königsmutter oder Königs-Schwiegermutter zu sein?
Und die gemeinen Töchter, war deren Bestreben wirklich, eine Prinzessin zu sein? Ganz bestimmt hatten sie sich keine Gedanken darüber gemacht, was es bedeutet, eine Prinzessin zu sein. Sie hatten über die Hochzeit hinaus nicht gedacht. Sie hatten nicht daran gedacht, was es wahrhaft bedeutet, eine Prinzessin zu sein. Und sie hatten nicht so weit gedacht, wie diejenige, die Prinzessin würde, sich von ihrer Schwester zu trennen hätte, und wie diejenige, die zu einer schieren Kammerzofe würde, damit fertig werden würde. Das ist eine andere Geschichte. Und alldieweil, waren sie gute Töchter, die gerne ihrer Mutter gefallen wollten? Sie taten sich gar körperlich etwas zu Leide, um den Traum ihrer Mutter zu erfüllen. Die Mutter wollte alles, was die Welt geben kann.
Das ist die relative Welt, das geht klar. Wäre die böse Stiefmutter eine liebenswerte Stiefmutter und wären ihre Töchter liebenswürdig und alle willkommen heißend gewesen, worin läge da die Fabel? Wo wäre die Geschichte insgesamt?
Falls der Kürbis sich nicht zu einer Kutsche gewandelt hätte, worin wäre Aschenputtel zum Ball gefahren? Wenn die Mäuse nicht zu den Kutschern geworden wären, wer wäre gefahren und mit der Kutsche mitgegangen? Selbst Aschenputtel hatte ihre Erscheinung derart zuwege zu bringen, wie die Welt es begreifen würde.
Wir sehen ein, dass die Gute Fee mit ihrem Zauberstab winkte, und doch, woher kam die Gute Fee eigentlich? Trat sie einfach von irgendwoher als Entlohnerin auf, oder war sie seit eh und je inwendig in Aschenputtel und dem Prinzen zugegen, und nicht in der bösartigen Stiefmutter und ihren zwei Töchtern zugegen, oder war sie so in ihnen untergetaucht, dass die Gute Fee außerstande war, an die Oberfläche zu gelangen? Wer ist die Gute Fee wirklich, woher kommt sie, und was bringt sie zum Erscheinen, sobald sie es tut? Das Kind in dir kennt alle Antworten.
Translated by: theophilPermanent link to this Heavenletter: https://heavenletters.org/all-die-antworten.html - Thank you for including this when publishing this Heavenletter elsewhere.
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