Wynken, Blynken und Nod
Gesegnet seid ihr. Gesegnet seid ihr dafür, dass ihr auf der Erde am Leben seid. Gesegnet seid ihr für euer Trachten. Gesegnet seid ihr für euer Erlangen und gar für euer Nicht-Erlangen. Das Wundervolle dabei ist, dass ihr euch hinauswagt. Ohne Rüstung, wagt ihr euch in die große Welt und kommt in ihr voran.
Jeden Tag zieht ihr die Fensterrollos für den Tag hoch, und jede Nacht macht ihr sie zu. Ihr seid wie der Sonnenaufgang und wie der Sonnenuntergang. Ihr bringt die Tage in Bewegung. Ihr lauft durch einen Tag, oder ihr haltet inne, oder ihr steht auf den Zehenspitzen. Du bist derjenige, der, so wie ein Fluss durch das Land läuft, durch einen Tag läuft.
Du bist ein Pionier. Du bist um Vieles mehr ein Pionier als ein Siedler.
An jedem Tag gibt es ein neues Gelände, das zu durchmessen ist. Ihr wagt euch heraus, ihr gebt jeder Stunde ihre Zeit des Tages. Ihr macht den Vorhang eines jeden Augenblicks des Tages auf. Ihr seid der Enthüller des Tages.
Ein jeder Tag ist wie ein Buch, das ihr lest, oder wie ein Kapitel oder ein Vorwort oder Nachwort. Oder ein jeder Tag ist wie ein Kartenstapel, den ihr umdreht, um zu sehen, was für Karten ihr habt.
Du bist ein Wünschelgänger eines jeden Tags.
Du hältst jeden Tag in deinen Händen. Und du wuschelst durch den Tag.
Möge dein Tag gesegnet sein. Mögest du ihn in Ehren halten, diesen niemals-zuvor-dargereichten-Tag von Heute. Er ist eure Schiefertafel, um darauf zu zeichnen. Er ist euer Teil des Meisterstücks, das heute auf der Erde erschaffen wird. Und ihr tragt ohne einen flüchtigen Blick nach hinten zu seiner Erschaffung bei, denn ihr rückt nach vorne in die Landschaft des Lebens. Ihr dreht an dem Kaleidoskop des Tages, so wie ein Kapitän der Meere sein Fernrohr herumdreht, um einen weit entfernten Stern zu erblicken.
Der Stern, den der Kapitän sieht, blinkt ihn, der dem Himmelsgebilde einen Antrag angetragen hat, hell an.
Ein Jeder unter euch ist wie Galileo ein Sternengucker. Ein Jeder unter euch tätigt neue Entdeckungen über die Sterne, das Leben und Entdeckungen über die göttliche Türschwelle des Auffindens, auf der ihr euch befindet. Ihr steht am Rande eines großartigen Funds. Es geht bei euch darum, euch selbst aufzufinden. Es geht bei euch darum, euch in der mondänen Welt und darüberhinaus zu entdecken. Ihr seid der Entdecker des Lebens auf der Erde. Ihr stellt die Weichen für die Untersuchung, und ihr kommt dahinter, worum es sich handelt, was ihr die ganze Zeit, während ihr unterwegs seid, aufgestellt habt. Ihr mögt ja das Ansinnen haben, eine ganz bestimmte Sache zur näheren Kenntnis zu nehmen, und ihr kommt dahinter, dass ihr eine andere in Erfahrung bringt, eine, die sich die ganze Zeit in eurem Geist aufhielt.
Was möchtet ihr gerne herausfinden? Geht weiter, und findet es. Im Großen und Ganzen findet ihr das, wonach ihr sucht. Schaut in die Weite und in die Nähe, bis ihr es findet. Es liegt vielleicht jetzt soeben unter eurem Schuh.
Dies ist ein Tag, der noch nie erblickt und noch nie zuvor aufgeschlagen wurde, und jetzt öffnest du ihn. Du öffnest ihn, damit alle Welt ihn sehen kann. Du drehst den Schlüssel in der Welt herum, und du geleitest sie herein. Du stellst den Tagesanbruch her.
Und des Nachts bringst du den Tag zu Bett, und die Nacht erwacht. Die Sterne kommen heraus. Nachtklubs machen auf. Einige Menschen schlafen, und etliche erwachen.
Kinder werden geboren, und Katzen stoßen in dem Gässchen Abfalleimer um. Der Mond ist groß oder klein. Wynken, Blinken und Nod segelten in ihren hölzernen Schuhen los, segelten auf einem Fluss aus kristallinem Licht los in eine See des Taus. ['Wynken, Blynken, and Nod' ist ein populäres Kindergedicht des ausgehenden 19. Jhdts. Drei Fischer segeln und fischen in den Sternen. Ihr Boot ist ein hölzerner Schuh. Sie symbolisieren die blinzelnden Augen und den einnickenden Kopf eines schläfrigen Kindes. - ThB] Was denn ist mehr möglich, als dass ihr auf der Erde am Leben seid, und als dass ihr auf allem segeln, beim weißen Mond anlangen und ihn nachhause nehmen könnt, selbst dann, wenn er euch mitverfolgt.
Translated by: theophilPermanent link to this Heavenletter: https://heavenletters.org/wynken-blynken-und-nod.html - Thank you for including this when publishing this Heavenletter elsewhere.
Your generosity keeps giving by keeping the lights on

