Was sich tut

God said:

Das Leben in der Welt ist nicht wie eine Lawine, deren Abgang nicht aufzuhalten ist, oder nicht wie ein frischer Wasserfall. Du bist sozusagen deine eigene Bestimmung. Du bist der Akteur wie auch der Reakteur. Du improvisierst. Du prägst dir auch Zeilen ein. Du bist ein Wagen, der sich selbst steuert. Mit oder ohne Sicht, du steuerst, und du folgst und fährst hinterher. Das Leben ist nur deswegen eine Überraschung, weil du nicht um die Kurve sehen konntest.

Ein einzelner Punkt auf einer ungesehenen Landkarte führt nichtsdestotrotz zu einem anderen. In einem gewissen Sinne ist dein Leben wie eine Karte ausgearbeitet worden. Irgendwie folgst du ihr. Vielleicht ist deine Karte fortwährend am Umgestaltetwerden. Vielleicht war die Route nicht ausgearbeitet bis zu dem Augenblick, als du an einem Ort anlangtest. Du legst dein Leben auf, während du entlanggehst. Gab es da eine unwiderstehliche Kraft, die dich führte, diesen und nicht jenen Weg zu gehen? Konnte deine Wahl bestimmt werden, oder war sie urplötzlich? Warst du der Entscheider, oder warst du es nicht? Mit Sicherheit gab es eine Wahl, oder, gab es sie? Wenn du eine Wahl trafst, wann hast du sie getroffen? Gab es wirklich eine Wahl zu treffen, oder gab es, zu jenem Zeitpunkt, einzig einen Weg, der für dich offen stand, auf ihm voranzukommen?

Falls für dich zwei Wege, oder ein Dutzend Wege, offen standen und du dir nur einen einzigen aussuchtest, was hat dich, falls überhaupt etwas, zu dieser Wahl getrieben?

Du hattest eine Wahl darüber, weiterhin voranzugehen oder nicht. Oder hattest du überhaupt eine Wahl, zu gehen oder zu verharren? Bevor du die Möglichkeit wähltest, die du nehmen würdest - könntest du in der Zwischenzeit ein Picknick gemacht oder einige Fotos aufgenommen haben?

Die Sonne ändert einen jeden Augenblick, ändert sich jeden Augenblick. Sucht sich die Sonne ihren Umlauf aus, oder hat sie die Wahl vor langer Zeit getroffen, und trifft sie ihre Wahl gleichwohl fortwährend? Da gibt es derart viele Faktoren. Die Position eines Baumes, eines Zweigs, eines Blattes, eines Berges. Ich denke, die Sonne ist glücklich, den Lauf zu haben, den sie hat. Der Pfad, den die Sonne einschlägt, ist ihr neu. Jeden Tag ist es neu. An jedem Tag ist es ein Neuanfang. Die Sonne ist ein bewährter und aufrichtiger Reisender, und nicht anders du.

In deinem Leben existiert keine Wiederholung, außer du meinst das. Die Sonne hat keine wilden Gedanken. Sie ist allzu beschäftigt damit, ihr Territorium zu überstreichen, als dass sie an ungebührliche Vorkommnisse denkt. Sie ist niemals ermüdet. Sie befindet sich nicht in einem Trott, denn jeder Augenblick ist für die Sonne ein neuer Tag, ein neuer Sonnenaufgang, eine neue Spur, der sie hinterher ist, ein neues niemals zuvor gesehenes Licht, das die Erde zu umkreisen scheint, und dies, unterdessen die Erde die Sonne umkreist.

Bist du die Sonne oder die Erde? Ist die Erde dein Körper und das Licht der Sonne deine Seele? Wer bist du überhaupt, und was tust du? Was tut die Sonne, außer dass sie ihrem Pfad nachkommt, dies selbst während sie stehen bleibt? Und du, bei dir ist es das gleiche, selbst wenn du nicht erfasst, worum es dabei geht, was du tust oder wann oder wieso oder wie du es tust.

Alles, was du im Grunde weißt, ist, dass du anscheinend irgendwo etwas tust, am Spielen mit dem Leben. Du verrichtest einen ziemlich guten Job dabei, oder du legst jeden herein, oder hältst dich zwischen Tür und Angel selbst zum Narren.

Die Sonne am Himmel scheint schlafen zu gehen. Man sagt, es gebe einen Sonnenaufgang oder einen Sonnenuntergang. Das gleiche gilt für dich. Du gehst abends zu Bett, und du stehst morgens auf, und gleichwohl befandst du dich nicht außerhalb des Auslebens deines Lebens. So wie die Sonne drehst du dich sozusagen gerade voran. Du bist für etwas auf, bist erreichbar. Du bist im Strom des Lebens, und du folgst einem inneren Pfad, der deiner Machart entstammt, obschon du etliche Zeit meinst, du würdest schlicht auf den Stromschnellen reiten.

Trägt sich das Leben zu, oder trägst du dich zu?

Translated by: theophil

 

Your generosity keeps giving by keeping the lights on