Und wie ihr die Blumen pflückt

God said:

Gott redete:

Durchaus nicht, es ist nichts den Bach hinunter. Es ist nicht alles verloren. Nichts ist verloren. Das ist schwer zu akzeptieren, währenddessen du rundum Verlust im Blick haben magst. Verlust an Leben, Einbuße eines Körperglieds, Verlust einer Liebe. Was denn sind all jene, es sei denn ein Verlust an Illusion, es sei denn eine erzählte Geschichte, es sei denn eine nicht-dargetane Geschichte, es sei denn eine Erdichtung, zusammengehörig und nicht in Zusammenhang stehend, die erledigt und die rückgängig gemacht wurde, zu einer neuen Seite umgewendet. Alles, was besessen wird, schier um es zu verlieren, Geliebte? Das gesamte Leben in der Welt ist ein Durchgang, ein flüchtiger Blick, ein Durchqueren eines Saals mit bestimmten Ansichten und einem Geländer, das deine Hand ergreift oder an dem du dich gar festhältst.

Es geht um jenes Daran-Festhalten, was los gelassen gehört. Ja, um jenes Daran-Festhalten. Der Saal, den du durchquerst, ist Schein. Das Geländer ist nicht real, dennoch hängst du an ihm, als wäre es real, und du schreist auf, sobald du nicht mehr länger das Gefühl hast, deine Hand halte sich nicht mehr daran, was eingebildet ist. Du fühlst dich betrogen. Du fühlst dich verlassen. Und doch, es gibt für dich noch mehr Hallen, um dich in ihnen zu ergehen. Es gibt noch weitere Parks zu besuchen, und weitere Menschen zum Begegnen, und weitere Menschen, um ihnen Guten Tag, und weitere Menschen, um ihnen Auf Wiedersehen zu sagen. Ihr lauft auf einem Marathon, Geliebte, und ihr streift leicht an geliebten Nahestehenden und an samt und sonders vorbei, und ihr lauft auf dem Marathon dessen unbenommen weiter.

Wenn ihr nachtrauert, trauert ihr dem nach, dass aus dem Feuer jetzt kalte Aschestückchen geworden sind. Das Lagerfeuer ist aus. Es war bloß ein Lagerfeuer. Dann und wann wird es ein anderes geben.

Das Leben ist fließend, nicht beendet; wie ihr es indes doch liebt, die Vergangenheit mit euch entlang zu ziehen. Dies ist eine Illusion wie jede andere. Ihr möchtet sie nicht los lassen. Selbst wenn es dabei ganz und gar nicht um das ging, als was es sich auseinandergebrochenerweise alsbald herausstellte, möchtest du es ungerne los lassen. Finde jetzt einen anderen Traum zum Träumen. Du hast dich nicht daran hochzuziehen. Ein Augenblick hat nicht an einer Stelle eingeschlossen zu bleiben.

Du hältst dich in einer Bibliothek der Liebe auf. Es ist da stets ein weiteres Buch vorhanden, das du durchstöbern, das du herausnehmen kannst. Alle Bücher in der Bibliothek des Lebens haben ein Rückgabedatum, wusstest du das nicht? Unmöglich, aber wahr. Ein jedes Buch des Lebens ist leihweise. Jedes Dingsda. Jedes Vorkommnis oder Nicht-Vorkommnis. Reiche sie durch den Rückgabeschlitz zurück und finde andere Bücher zum Herausnehmen. Es gibt so viele zum Aussuchen. Komm her. Bücher zum Ausleihen.

Etliche Rückgabedaten sind unbefristet, dennoch werden alle Bücher zurückgegeben.

Die Sonne geht unter. Vorhänge werden weggezogen. Die Sterne kommen heraus. Und morgen gibt es einen weiteren Sonnenaufgang, du erhebst dich, die Sterne ziehen hinter ihre Vorhänge, und ein neuer blauer Himmel ist da. Wolken ziehen vorüber. Alles zieht vor deinen ureigenen Augen vorüber. Es gibt kein Festhalten des Lebens an einer Stelle, denn alles ist in Bewegung, du bewegst dich, und du fliegst und hüpfst, und alle sind am Tanzen. Ihr tanzt auf den Sternen, Geliebte. Wo auch immer eure Füße eurem Dafürhalten nach sind, ihr tanzt auf den Sternen, auf dem Mond, auf den Sonnenstrahlen, auf der Milchstraße. Was für ein Tänzer des Lebens ihr seid. Wie weit ausladend eure Schritte doch sind. Wie ihr Pirouetten dreht, und wie ihr Purzelbäume schlagt, und wie ihr dabei doch aufkommt, wie ihr euch dreht und wie ihr abhebt, wie ihr die Blumen pflückt, die sich morgen oder übermorgen in den Boden zurückwandeln. Ihr seid Tänzer aller Achtung wert.

Du spielst die Töne. Es gibt keinen Pfeifer, der zu entgelten wäre. Alles ist ein unentgeltlicher Abtausch. Ihr hüpft von Freiheit zu Freiheit. Ihr setzt zu neuen Landen die Segel. Und ihr lernt einen anderen Tanz hinzu, und hüpft weit in die Höhe, vom Unterholz zum Himmel, vom Hügel zum Tal, vom einen Stern zu einem anderen und wieder zurück und wieder von dort weg. All dieses Herumwirbeln ist Leben. Dies ist das Licht des Lebens. Von der Sternenwelt hingerissen, und Sternenstaub

Translated by: theophil

 

Your generosity keeps giving by keeping the lights on