Narziss und sein Spiegelbild im See

God said:

Aschenputtel kam aus der Asche, und manchmal steht es im Leben so - wenn man es am wenigsten erwartet, tritt ein Prinz des Lichts und der Liebe in Erscheinung. Aschenputtel, ihr erscheint es so, dass ein Prinz von außen her kam, eine unerwartete Wohltat vonseiten der Welt, indessen ist es sie, die auf den Ball ging und auf den Prinzen traf.

Es ist immer so, dass inwendig in dir ein Licht angeht. Ihr Fuß passte in den Glasschuh, und ihr Leben geriet erhellt.

Liebe, die du erlebst, sich verlieben - das ist etwas, was du gewahrst, ja, aber es ist alldieweil stets inwendig in dir selber so, dass du die Liebe in deinem eigenen Herzen aushebst, die auf dich wartet, sie zu entdecken. Du löst sie aus. Es bist du, der aufgleißt.

Wenn die Flamme der Liebe vom Wind ausgeblasen zu sein scheint, schickst du dich an zu spüren, dass deine Liebe nicht echt war – DEINE Liebe von dir innen war nicht echt. Du hattest ein abwegiges Bild. Du schautest dich nach Liebe um, dass sie dir etwas gebe. Jemand oder etwas hatte Liebe herbeigebracht, die deine eigene war, von dir innen nach außen gebracht, und deine Liebe – Ich rede von der Liebe inwendig in dir – war demgegenüber schier eine Fassade. Du magst dich betrogen fühlen, der Mensch oder die Begebenheit indes, die ein gutes Gefühl in dich einspeiste, hat dich nicht betrogen. Du hattest dich selber reingelegt. Du hattest dich, tatsächlich, eine Zeitlang in dich selbst verliebt, und hernach wies es sich als ein 'Geht gar nicht' aus, da der eine, der scheinbar ein Licht auf dich schien, nicht der gleiche blieb und nicht das Spiegelbild von dir beibehielt, in das du gerne hineinschautest und das dir so Beträchtliches bedeutete.

Ein Schuljunge verliebt sich. Sein Herz ist gebrochen. Er ist sich sicher, dass er niemals mehr jemanden so lieben kann, wie er ein Mädchen mit braunen Locken liebte. Ihre Augen entzündeten die seinen. Ihre Gegenwart gab ihm statt, ein Licht inwendig in sich selber anzustellen. Niemals wird es eine andere wie sie geben. Das stimmt, so eine wird es nicht geben.

Immerhin betritt bald darauf eine Andere die Szene und nimmt scheinbar, seinem Liebesschwur zum Trotz, sein Herz ein, und sein Herz wird ein weiteres Mal durch ein anderes Bild von ihm selber in dem Antlitz der Anderen eingeholt. Selbstverständlich, es geht um ein beleuchtetes Bild seiner selbst, welches der Schuljunge sieht. Das Mädchen ist ein Auslöser. Es ist sein eigenes Herz, was er ergründet. Er ließ das Mädchen mit den braunen Locken sein Herz losgehen und auslösen. Er tut das, und denkt, es sei das Mädchen.

Der Junge ist das Objekt seiner eigenen Liebe. Er ist Narziss, der in das Spiegelbild des Sees blickt. Augenblicklich verliebt sich Narziss, der noch nie vorher seine Widerspiegelung im Blick hatte, in das Bild von sich selber, welches zu ihm von der Oberfläche des Sees her hochsieht. Narziss ist von seinem Bild derart ergriffen – er fällt in den See und wird zu der Narzisse, die am Wasserufer wächst, wo er unaufhörlich sein Spiegelbild zu sehen vermag.

Narziss ist nicht der einzige, der in einen See von sich selbst fällt. Etliche, die Meine Worte lesen, haben ebenfalls von Zeit zu Zeit sich selber in einem Anderen und wieder einem Anderen und wieder einem Anderen widergespiegelt gesehen. Ihr mögt ausgemacht haben, euer Herz sei gebrochen, und dass ihr euch niemals mehr erholen würdet. In einem gewissen Sinne ist es so - so lange wie du einen Anderen für die Liebe in deinem eigenen Herzen zuständig hältst, wirst du niemals genesen. Du spielst die ganze Szene ein ums andere Mal durch, bloß mit anderen Charakteren, und hernach lässt du dich abermals im Stich.

Liebe kommt von dir innen. Für dich wird es wohltuend sein, dich in einem merklicheren Sinne, als Narziss sich selber liebte, zu lieben. Er verliebte sich in ein nach außen gerichtetes Bild von sich selber. Nunmehr ist es an dir, dich selber so zu lieben, dass du Andere auf eine Weise lieben kannst, zu der du fürderhin außerstande warst. Liebe dein Wahres Selbst mehr, und du wirst zur Liebe selbst werden und ausarten. Du wirst schlicht lieben und nicht so überwältigt auf das Bild angewiesen sein, das ein Anderer auf dich wirft. Es wird in deinem Leben keine Treulosen mehr geben, da du der Liebe treu ergeben bist und nicht all das von einem Anderen einforderst, was du für erforderlich hältst, um zu beweisen, dass du der Liebe wert bist. Du wirst inwendig in dir die Wahrheit der Liebe belegen. Du wirst schlussendlich dir selber treu ergeben sein und ein ausnehmliches Licht auf die Erde und auf jene scheinen, auf die deine Augen fallen.

Translated by: theophil

 

Your generosity keeps giving by keeping the lights on