Lasse dein Herz zu
Wie hungrig ist doch das Herz, das im Lieben außer Übung ist. Das Herz ist nicht Schuld daran, dass es beschirmt gehalten wurde. Auf dem Herzen wurde herumgetreten, ja, es wurde durch den aufsichtführenden Geist abgeschottet. Der Geist kapselt das Herz ab. Er wird der Auffassung sein, er tue dem Menschen, den er einnimmt, etwas Gutes, er hebe seinen Eigner über Andere hinaus, er halte ihn fern, er halte ihn in einer Art eingefrorener Auserlesenheit, an einem Ort, wo gewöhnliche alltägliche Liebe nicht gut genug ist,sich selber zum Ausdruck zu bringen.
Und so besteht der Geist darauf, dass das Herz des Menschen anstehen müsse, so lange bis die Vollkommenheit herrscht, die der Mensch, der Auffassung des Geistes nach, aufzuweisen habe, bevor der Geist die Freigabe des Herzens erteilen wird. Das heruntergekommene Herz wird demnach zurückgezogen und hat auf die Zusage zu warten, bevor es anheben kann, sich selber an die Oberfläche zu schaffen. Die Zügel am Herzen sind zu kurz, zu straff, zu unterdrückerisch.
Die Person, die im Besitz des Herzens ist, hat, dem versnobten Geist gemäß, exklusiv zu sein, hat sich selber als zu gut zu erachten, um gewöhnliche Leute zu lieben. Geliebte, Geliebter, ohne Teilhabe des Herzens, worauf beläuft sich da das Leben? Dem Geist rangieren Ordentlichkeit und Organisation vor der Liebe. Er ist auf sich selbst stolz, bevölkert mithin den Eigner des Herzens und macht sich selber zum Schlossherrn, ein Schloss, bei dem sich keiner als tauglich erweist, Zugang zu bekommen. Das Herz lebt in einem einsamen Schloss und fragt sich unausgesetzt, wann es sich der Welt werde auftun können.
Der Geist sieht nicht hinlänglich weit. Er spricht Urteile aus, keines davon im Namen von Liebe. Der Geist sagt, niemand sei aufgekreuzt, der der Liebe desjenigen Menschen wert sei, um den sich der Geist ganz betont kümmert. Und so verwahrt der Geist die Person auf einem Regal außer Sicht, wo teure Objekte aufbewahrt werden und zustauben.
Ich rede zu dem Geist:
„Geist, gehe aus dem Weg. Du magst ja voller guter Absichten gewesen sein, doch lagst du insgesamt falsch. Dein Job ist nicht, um das Herz herum, das zu beschützen du dir geschworen hast, einen Befestigungswall auszuheben. Dir gilt es, die Schleusen des Herzens zu öffnen, es zu ehren, dem Herzen es stattzugeben, sich selber der Liebe anheimzugeben.
Geist, du wirst den Gedanken gehabt haben, niemand sei für das Herz, das du illegalerweise abbeordetest, gut genug. In Selbstgefälligkeit, machtest du das Herz zu einer alten Küchenmagd. Du brachtest das Herz dazu, wegen Liebe anzustehen, alldieweil es Liebe zu geben hat. Das Herz kann an jeder Stelle seinen Anfang nehmen. Dir ist es nicht angelegen, es einzuengen. Das Herz ist nicht tollkühn, wie du dachtest. Es hat seine Weisheit. Sofern es, deiner Auffassung nach, auf einzig das allerfeinste Essen anzustehen hat, wird es hungern.
Geist, ziehe in Betracht, dass es dem Herzen gehört, Liebe auszuüben. Ihm ist es, sich selber dem Ausführen von Liebe auszuborgen. Die Praxis ist Liebe selbst. Wie stramm ist das Herz, das vom Lieben ferngehalten wird. Geist, das Herz ist nicht angelegt, unter deiner Aufsicht zu stehen. Das Herz geht über dein kurzzügiges Denken hinaus.
Das Herz hat Liebe nicht zu beanspruchen. Das ist eine Vorstellung, die du, Geist, hast. Dem Herzen, von dem du Besitz ergriffen hast, ist es aufgegeben, Liebe zu geben. Geist, du kannst das Herz nicht übernehmen, da du nicht das Herz bist. Du kannst das Herz nicht begreifen. Geist, du analysierst recht vortrefflich. Du untersuchst sehr gut, und hintertreibst das Herz, das aufrecht zu halten du bestimmt bist. Du meinst gerne, du sehest dich zum Besten des Herzens um, alldieweil hast du das Herz, das zu repräsentieren du dich herbeilässt, in den Schwitzkasten genommen.
Du denkst, das Herz sei ohne Verstand, indes bist du es, der herzlos ist.
Du behandelst das Herz wie ein Pony, das in einem winzigen Pferch angebunden ist. Lasse das Pony der Liebe seine Beine strecken. Du fütterst ihm unablässig trockenes Heu, während es rundherum Unmengen Grünfutter gibt. Lasse das Herz frei, zu sein, was ein Herz ist. Lasse das Herz hüpfen. Lasse das Herz etwas riskieren. Du hast das Herz zurück gehalten. Zurückgehaltenerweise, wie kann es da wachsen? Gib dem angeschlagenen Herzen eine Chance, sich selber auszumachen und das Leben und einen Jeden in ihm zu lieben. Geist, du weißt schlicht und einfach nicht genug.
Machen wir uns, Geist, doch nichts vor - das Herz muss seine Freiheit haben. Es gibt nichts, was für Liebe Ersatz abgeben könnte. Ganz bestimmt nicht dein Rat. Lasse Herzen frei sein.“
Translated by: theophilPermanent link to this Heavenletter: https://heavenletters.org/lasse-dein-herz-zu.html - Thank you for including this when publishing this Heavenletter elsewhere.
Your generosity keeps giving by keeping the lights on

