Mit der Sonne aufgehen, mit der Sonne untergehen
Ihr wart der Welt ausgeliefert. Die ganze Zeit über, während ihr hin und her gehauen wurdet, habt ihr euch danach gesehnt, ungebunden zu sein. Ungebunden, da seid ihr frei, nicht das Gefühl zu haben, durch das Leben am Boden zerstört zu sein. Das Leben geht weiter, und mit ihm geht ihr neben ihm einher. Ihr seid von ihm nicht so abhängig. Das Leben hat nicht mit eurem Bild von ihm zusammenzupassen. Für das Leben ist es in Ordnung so, das Leben zu sein. Ihr geht Seite an Seite, hinwiederum seid ihr von ihm nicht niedergestoßen. Wie das Leben sich heute auch ausnimmt, du bekommst keinen Schaum vor dem Mund, weil das Leben und die Menschen in ihm nicht auf dein Geheiß waren. Du gerietst darüber nicht ins Gähnen, noch auch bist du abgeworfen. Das Leben macht sein Ding, und du das deine. Du bist niemals am Ende deiner Kräfte. Du hast Gleichmut.
Träume werden Wirklichkeit, oder sie werden es nicht. Worin besteht der Unterschied? Eine Zeitlang später, was ist der Unterschied?
Du hast dich ohnehin anzupassen. Jetzt kommst du ihm ohne Rummel oder dir Sorgen machen entgegen.
Du gibst dem Leben statt, was auch immer zu sein, das es in dem Augenblick ist. Du weißt, das Leben ändert sich eine Minute nach der anderen, und du hast dir daraus nicht so viel zu machen. Außer du nickst dem Leben zu, außer du bist für dich und bist nicht durch seine Wenden und Kehren beeinträchtigt, bist du in Beschlag genommen. Befestigt, klammerst du dich an Menschen und Vorkommnisse in deinem Leben, wie du ihnen vorschlägst zu sein. Du klammerst dich um des nackten Lebens willen fest.
Es kommt eine Zeit, wann du nicht mehr länger oder nicht mehr so stark angehaftet bist. Alsdann findest du ab und an heraus, dass du, alles in allem, an deine Anhaftung angehaftet bist. Du dachtest, es sei derart wundervoll, nicht in Beschlag genommen zu sein. Und dann bekommst du heraus, dass du deine Anhaftung vermisst. Du wächst endlich heran, und dir fehlt das Auf und Ab des Lebens, wie es in der Anhaftung zum Durch- und Ausleben gelangt. Du warst der Auffassung, du würdest dich freuen, nicht angehaftet zu sein. Du dachtest, du würdest vor Freude in die Höhe springen. Dir fehlt dein dich Kümmern so sehr. Dir fehlt es so sehr, Einwirkungen zu unterliegen. Dir fehlt dein Hochgefühl, und du vermisst deine Unfähigkeit, ohne dies und das zu existieren. Du wirst das Empfinden haben, du habest deine Unschuld verloren.
Nein, Meine Lieben, ihr habt euch wieder in den vormaligen Zustand der Unschuld versetzt. Ihr bemerkt, das Leben hat nicht turbulent zu sein. Ihr kehrt euch vom Leiden ab. Das Leben ist jetzt kein solcher Kampf, und einstmals wart ihr an das Ringen derart gewöhnt, dass es den Hauptpfeiler eures Lebens ausmachte. Nunmehr seht ihr, dass ihr seid, dessen unbenommen, was das Leben euch auch zuwirft. Wirft es euch einen Knochen zu, so bemerkt ihr, ihr seid nicht derart freudig erregt, wie ihr es gewöhnlich wart. Ebenso, wenn es euch einen Hammer zuwirft, fühlt ihr euch nicht so stark kritisiert. Womöglich stellt ihr fest, dass ihr die Aufgebrachtheit vermisst. Aufregung war fraglos der Signalgeber für eure Existenz. Jetzt existiert ihr auf einer planen Ebene. Die Wellen des Ozeans wälzen euch nicht so hin und her, wie sie es gewöhnlich taten. Große Wellen oder kleine Wellen, einerlei, ihr federt hin und her entlang. Ein Sturm oder eine Flaute auf dem Meer, ihr seid ruhig.
Ihr befürchtet, dabei handle es sich um Teilnahmslosigkeit, auf eine bestimmte Weise ist es das. Und dennoch nehmt ihr euch der Dinge nach wie vor an, bloß treibt ihr von euch keinen Preis ein. Regen oder Sonnenschein, ihr könnt mit euch leben. Weder Regen noch Sonnenschein ist die Determinante eures Lebens. Ihr seid die Determinante eures Lebens. Und ihr seid bei eurem Wachstum zu dem Ort gelangt, wo ihr ausgeglichen geartet seid, ungeachtet dessen, was vor sich gehen mag.
Was sich auch ereignet, es kommt und geht, und demnach geht ihr mit der Sonne auf, und geht ihr mit der Sonne unter. So wie der Old Man River, der Mississippi - ihr wälzt euch einfach unverwandt entlang.
Translated by: theophilPermanent link to this Heavenletter: https://heavenletters.org/mit-der-sonne-aufgehen-mit-der-sonne-untergehen.html - Thank you for including this when publishing this Heavenletter elsewhere.
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