Hinter der Geschichte vom verlorenen Sohn

God said:

Gott redete:

Ah, ja, der Verlorene Sohn. Man kann es ja so sagen, dass ein Sohn von zuhause fortgegangen ist, und dass ein Sohn zurückgekehrt ist. Der Rest ist Werten. Dass der Sohn sein Leben lebte, wie er es sich für passend erklärte, und dass er später die Irrtümer seines Weges erkannte – dies, kann man sagen, sei zur Ausführung gelangt. Dies kann ohne Aburteilen bekundet werden. Der Sohn leistete bei seinem Leben einen Widerruf. Er kehrte zurück, um bei seinem Vater um Verzeihung zu bitten.

Man kann ebenso sagen, dass ein anderer Sohn nicht fortging. Man kann sagen, dass ein anderer Sohn dablieb und sich nicht davon fortmachte, was die Welt gerne ein gutes Leben nennt.

Dieses Gleichnis spricht von des Sohnes Vater, Welcher herrscht im Himmel.

Natürlich bin Ich Mir im Klaren, dass kein Sohn von Mir verlustig gegangen ist. Andere mögen ja denken, Mein Sohn sei verloren gegangen. Mein Sohn selber mag ja denken, er sei verloren gegangen und sodann wiedergefunden worden, gleichwohl kenne Ich kein Verlustiggehen, und infolgedessen kein Gefunden-Werden.

Mir sind alle Meine Söhne gleich.

Aus der Sicht der Welt her liegt hier eine ganz andere Geschichte vor.

So der schwerfällige Sohn zuhause blieb, diente er da Mir oder sich selber? War er auf Entgelt aus? Was war man ihm schuldig?

Ist nicht der Verlorene Sohn Jedermann? Wer hat nicht Geld vergeudet, Nahrung verschwendet oder das eine oder andere aus seinem Leben vertan mit peinigendem Vergleiche-Anstellen und Werten? Hat der gute Sohn nicht ebenfalls Fehltritte begangen? Hat der gute Sohn sein Herz nicht damit verschwendet, sich selbstgerecht zu fühlen?

Es kann mit ziemlicher Sicherheit die Aussage getroffen werden, der Verlorene Sohn, selbst als einer, der sich rundum kräftig ausbreitete, selbst als ein Prasser, selbst als ein Trinker, selbst als ein Verschwender von Leben, war keineswegs ausschließlich dies. Wer denn kann sagen, was jener ja gar unterwegs auf den einstmals eingeschlagenen Wegen an Gutem getan hat, welches er jetzt gerne rückgängig gemacht haben möchte?

Was kommt hinter der Frage zu liegen: „Wer wirft den ersten Stein?“

Urteilen ist kalt. Jemand, der trinkt und im Leben umhertollt, mag ja eine Stimmungskanone sein, oder, es mag danach aussehen, dass er die Stimmungskanone ist, und allemal ist es ihm kein Genuss. Der gute Sohn mag an allem sein Vergnügen haben, oder er hat es nicht. Was danach aussieht, und was ist, das können zwei Paar Stiefel sein.

Die Welt urteilt. Gott liebt.

Deswegen kommt es zu einer Feier für den Sohn, der zurückkehrt, und keine namentliche Feier für den Sohn, der dageblieben ist. Hiermit findet die Missverhältnis-Beschaffenheit der Welt Eingang.

Warum freut sich der behäbige Sohn nicht an der Rückkunft seines Bruders? Wo hält sich seine Gastfreundlichkeit auf? Vermag das Herz des schwerfälligen Bruders seinem Bruder nicht mit offenen Armen entgegenzugehen? Warum schleppt er Schaden und Schuld mit sich herum?

In seinem Herzen stößt der phlegmatische Sohn seinen Bruder fort. Was haust im Herzen des schwerfälligen Bruders? Was hat im Herzen des Sohnes Wohnung, der zurückkehrte?

Was bringt den schwerfälligen Sohn zu dem Empfinden, unterprivilegiert oder herabgesetzt zu sein? Falls das Herz des Sohnes, der zuhause geblieben ist, eingefroren ist, wer hat es zum Erstarren gebracht?

Wenn ein Mensch Hunger hat, wirst du dann den hungrigen Menschen warten lassen, bevor du dich vor ihm zu Tisch setzt? Worauf würdest du warten?

Wieso dreht sich das Gedankengut des guten Sohnes ums Durchrechnen? Wieso hat er das Gefühl, dass ihm etwas geschuldet sei? Der gute Sohn wird bei der Feier für seinen Bruder ebenfalls bewirtet. In Gottes Haus gibt es kein Inrechnungstellen, dem gleich wie die Welt Rechnungen aufstellt.

Auf der persönlichen Ebene gibt es kein Ausnivellieren. Dort gibt es kein etwas Rechtmachen. Diese Bewandtnis bezeichnet die Sicht des guten Sohnes. Dies bildet eine ausdrückliche Art, sich eine Lage in den Blick zu nehmen, wieso aber eben dorthin sehen? Wieso dir Unbilligkeit vor Augen und vor dein Herz halten?

Der Verlorene Sohn, der umherziehende Sohn, machte sich aus seiner Vergangenheit weg. Demzufolge ist er gewachsen.

Der behagliche Sohn trägt in dem Augenblick nicht sein Gewand mit Zahlreichen Farben [die Geschichte von Jakob, der Joseph den Umhang mit Vielen Farben überantwortet; 1. Mose 37, 3]. In dem Augenblick hält der schwerfällige gute Sohn an der Vergangenheit fest. Möge indessen der behäbige Sohn über seinen Halt an die Weltsicht und seine vermeintliche Einbuße an Platzierung hinausgelangen, und möge er stattdessen, sofern nicht für seinen Bruder, dann für seinen Vater glücklich sein.

Wieso erschlug Kain Abel?

Translated by: theophil

 

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