Eine Faustregel

God said:

Alle Merkmale, die du in Anderen siehst, sind Merkmale. Du könntest das Unheilige nicht sehen, falls du dich nicht unheilig empfunden und es in dir nicht gemocht hättest. Wenn du dich mit einem Anderen streitest, gibt es inwendig in dir etwas, das du befehdest, weswegen sonst solltest du gegen etwas anrennen, was ein Anderer sagt oder tut?

Dir ist eine Vertrautheit mit Dümmlichkeit zueigen. Du kannst die Ahnungslosigkeit eines Anderen nicht ertragen, da du mit deiner eigenen Dummheit Erfahrungen hattest. Du möchtest nicht gerne, dass dir das ins Gedächtnis gerufen wird.

Du hast eine Vertrautheit mit Halsstarrigkeit, und du bist gegenüber der Störrigkeit eines Anderen stur.

Du bist bei all den Merkmalen gereizt, die du selber erlebt hast. Du kannst einen Knauser nicht ertragen, und wiederum warst du einer.

Umgekehrt ist es so, wenn du durch die Herzensgüte eines Anderen hochgehoben bist, bist du herzensgut gewesen. Wenn du ein Lächeln von jemandem schätzt, hast du gelächelt.

Im Großen und Ganzen – wirst du durch das genervt, als was du dich aufgewiesen hast. Wogegen du auch stößt, es ist ein Schatten von dir. Was du liebst, ist ebenfalls ein Schatten von dir. Was du siehst und erkennst, ist eine Gedächtnishilfe für etwas von dir.

Wenn du Ungerechtigkeit nicht aushalten kannst, wirst du, vielleicht fast unmerklich, an deine eigene Ungerechtigkeit erinnert.

Ein jeder Zug, der dich auf die Palme bringt – er ist dir wohl vertraut. So lange wie du genervt bist, hast du noch nicht alle Spuren jenes Zuges getilgt. Und das, was dir in einem Anderen Freude überreicht, ja nun, auch jene Freude ist eine Widerspiegelung von dir.

An dir ist es, über Dinge hinwegzukommen. Komme über deine eigene Selbstsüchtigkeit hinweg, und jene von Anderen wird nicht das große Ungeheuer sein, was es dir jetzt zu sein scheint. Ungeheuer oder Freund scheint dein Repertoire zu sein. Du bist beide Aspekte gewesen. Du bist in beidem recht versiert.

Selbstverständlich, so ist es, was du als unverständig siehst, sieht ein Anderer als gescheit. Und so weiter.

Worauf läuft das bei Mir hier hinaus? Mache dich mehr an dir selber zu schaffen als an Anderen. Andere sind nicht verpflichtet, deinen Vorgaben zu genügen. Ebenso wenig hast du deren Maßstäben zu genügen. Mitunter hast du etwas besser so sein zu lassen, wie es ist. Sofern jemand glücklich ist, lasse ihn das sein.

An dir ist es, deinem eigenen Selbst der Lehrer des Lebens zu sein. Falls du zu unterweisen hast, unterweise dich selbst. Halte dich zurück mit Anläufen, an Anderen zu feilen. Niemand bedankt sich bei dir. Tatsache ist, du bist ihnen in die Quere gekommen. Bewege die Schachfiguren auf deiner Brettseite, und gestehe es Anderen zu, dasselbe zu tun.

Es ist bisweilen schwer, zu erkennen, wann du eine Hilfe bist oder wann du reinredest. Klar, du meinst immer, du helfest, alldieweil es ausschließlich du sein magst, dem du zu einem guten Gefühl verhilfst.

Tue Gutes, aber sei kein Gutmensch und Weltverbesserer.

An der Stelle ist eine solch feine Linie zu finden. Du möchtest dienlich sein, und doch mögest du nicht zu weit gehen.

Achte darauf, was du tust. Sieh zu, dass du bei dem Pfad eines anderen Menschen nicht das Heft in die Hand nimmst. Er hat seinen eigenen Weg, und du den deinen.

Sofern jemand hungrig ist, gib ihm zu essen. Du ernährst ihn nicht zwangsweise. Du unterbreitest ein Angebot. Du lässt das Essenstablett da. Du überlässt das Essen seinem Willen.

Für dich ist es nicht immer leicht zu erkennen, wann es Zupacken und wann es Hände Weg heißt.

Bilde dich um, und du bildest die Welt um.

Bilde einen Anderen um, und du mischst dich ein.

Lasse jemanden um deinen Rat bitten, bevor du ihn erteilst. Das ist eine Faustregel.

Translated by: theophil

 

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