Die Schönheit des Verlegenseins
Gott redete:
Mache dir nichts daraus, wenn du verlegen wirst. Verlegenheit kann ausschließlich die Eitelkeit des Egos verkörpern. Du bist verlegen, weil Andere deinen Unterrock sehen konnten. Du hast das Gesicht verloren. Falls niemand deine Verlegenheitsszene gesehen oder davon gehört hätte, hätte dich der achtlose Fehler nicht so in Verlegenheit gebracht. Es hätte überhaupt keine Verlegenheit gewesen sein können. Es ist nicht das Versehen, was dich in Verlegenheit versetzt. Es ist das Öffentlich-Werden, was dein Gesicht erröten lässt.
Sieh Verlegenheit so: Sie ist gut für dich. Also, du hast einen Fehler begangen. Einen großen oder kleinen, was macht das aus? Ein Irrtum ist kein in Ungnade Fallen. Ebenso wenig ist Irren menschlich, gleichwohl gibt es ausreichend viel Irrtum in der Welt. Irrtümer mögen anfallen, und vergehen wieder. Mit oder ohne Versehen, du bist Mein schönes Kind. Ich zeige nicht auf dich oder spöttle nicht über einen Fehler, den du machst. Ein Fehler ist nichts Beträchtliches. Eine Bagatelle. Rücke von Kleinigkeiten vor.
Die Schönheit am Verlegensein liegt darin, dass sie dich auf den Boden zurückbringt. Sie liegt genau darin, dass sie dich ein oder zwei Sprossen herunter leitet. Du siehst dich gerne als jemand, der ohnegleichen bewundert wird. Du möchtest dich nicht gerne in einer Handlung eines unbedeutenden Versehens verfangen sehen. Du möchtest nicht gerne lachende Augen um dich haben, die auf dich gerichtet sind. Du möchtest idiotensicher sein.
Es bist du, der auf die Verlegenheit in Erwiderung geht und sie als erdrückend bezeichnet. Du bist derjenige, der reagiert, und es bezieht sich auf dich, zu reagieren. Dein mit Vorliebe aufgesuchtes Selbst-Bild geriet vor den Augen der Welt beschlagen. Die Wahrheit ist, dass du ein wundervolles Menschenseinswesen bist. Du kannst nunmehr jenes Selbstbild los lassen, das zu sein du so gerne den Anschein erwecktest. Nur auf der Erde kannst du dich wie ein Idiot fühlen oder als ein solcher gedacht werden. Nur auf Erden. Denke um.
Missgriffe sind relativ, Geliebte. Was Missgriffen an Bedeutung beigegeben wird, ist ebenfalls relativ. Wieso den ganzen Saft herausquetschen aus dem, was man Verlegensein nennt? Verlegenheit ist ihr eigener Missgriff. Bitte schön. Aus Missgriffen wurden großartige Entdeckungen hervorgeholt. Ich möchte gar so weit gehen und sagen, dass Missgriffe etwas sind, was jenseits von ausgetretenen Pfaden liegt, und dass aus ihnen große Entdeckungen zustande gekommen sind. Zu guterletzt, bei jedem Fehlgriff gewahrst du, dass du fehlbar ist. Du kannst fehlbar und dennoch gewaltig sein.
In einem anderen Land und in einer anderen Zeit, da könnte das, was die Verlegenheit des einen Menschen darstellt, der Stolz eines anderen sein. Und ist Verlegenheit nicht eine andere Seite von Stolz? In welchem Maß hat Stolz mit deinem guten oder schlechten Ruf zu tun? Du hast größere Dinge zu sein als stolz, oder eben auch als verlegen zu sein. Stolz ist Eitelkeit, Geliebte. Eitelkeit ist nichts zum darauf stolz Sein.
Ich sage dir, du bist ein Engel, und du bist dir sicher, dass Engel keine Fehler begehen. Es ist wahr, Engel haben nicht all die freisinnig zu treffenden Wahloptionen, die ihr innehabt. Engel sind allemal festgelegt. Sie haben nicht die Freiheit, Missgriffe zu tätigen. Schier Menschen-Engel sind frei, Schnitzer zu machen. Fehler sind nicht Verbrechen. Sie sind unter Hast und sie sind unter 'Gut Ding will Weile haben'. Sie sind Versehen, und eine Schattierung Röte im Gesicht sind sie allemal nicht wert.
Dies ist nicht das erste Mal, dass du verlegen wurdest, und es ist schlechthin möglich, dass du im Leben tiefere Betrübnis durchleben wirst als Verlegensein. Du wirst, danach sieht es aus, bereits Größeres durchlaufen haben. Was beträgt denn heute in diesen Tagen dein größter Irrtum von dazumal? Heute sieht der Fehler nach weidlich weniger aus. Er war weniger, als er schien, Geliebte. Sofern alle Augen der ganzen Welt wegen eines Missgeschicks auf dich gerichtet scheinen, wie viel macht der Missgriff aus, den du getätigt hast, oder wie viel macht das denn aus, worüber die Anderen den Kopf schütteln.
Ihr könnt ebenfalls über euch selber lachen! Wieso denn nicht?
Translated by: theophilPermanent link to this Heavenletter: https://heavenletters.org/die-schoenheit-des-verlegenseins.html - Thank you for including this when publishing this Heavenletter elsewhere.
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