Die Rolle, die du morgen spielen wirst
Gott redete:
Selbst in den Unanständigkeiten des Lebens, die dir ausgehändigt werden, kommt Vollkommenheit zu liegen. Da ist die Vollendetheit eines Augenblicks. Die Szene, gleichsam als könnte sie in einem Bühnenstück durchgespielt werden, wird verblüffend gut wiedergeben. Die Schurken, die Guten, die Dazwischen, alle sind haargenau gespielt. Was für eine Vortragsweise! Was für eine Darbietung! Was für ein Skript! Die Sonne befindet sich an der rechten Stelle, und die Schattierungen und Schatten desgleichen. Licht an! Kamera! Action! Diese Szene könnte nicht besser ausgeführt werden. Sie war ein einzig ein Mal statthabendes Ereignis.
Es kann eine tragische Szene sein, eine Komödie mit Verwechslungen, eine irrtümliche Gefangennahme, eine zärtliche Romanze oder eine liebevolle Romanze, die schlimm ausging, in der du dich befindest. Es kann sein, es war ein Drama, das du lieber nicht vor dir gehabt hättest. Deine Vorliebe wird es wohl eher sein, dich nicht in diesem Drama befasst zu sehen. Du wirst vielleicht in einem Licht präsentiert, das dir nicht lieb ist. Du magst der Hauptdarsteller gewesen sein, und doch hätte es dir ohne Weiteres eher danach sein können, diese Bühne überhaupt nicht zu betreten. Es ist für dich alles verkehrt, hinwiederum spieltest du deinen Part vollkommen, und du brachtest die ganze Szene zu Ende. Du warst der unübertreffliche Schauspieler. Du bist die Substanz für Schauspieler-Preisverleihungen. Deine Aufführung war herausragend. Niemand kann jenen Part besser spielen als du, niemand kann ihn nicht einmal so gut spielen wie du. Niemand vermag die Vollendetheit dieser aus dem Stegreif gespielten Szene nahezu so gut wie du nachzuspielen. Niemand kann sich dir gegenüber auslassen, du habest geschauspielert. Du warst wie geboren dafür.
Selbst sofern du diese Szene hättest nachspielen sollen, hättest du es nicht derart tadellos vermocht, wie du es tatst. Es gab für dich keine Probedurchläufe. Keine Proben. Keine Skriptlektüre im Voraus. Du wurdest einfach auf den Set geschmissen, und nahmst deine Stichwörter von dorther auf, was um dich herum vorging, wie auch aus den Rollentexten, die die anderen Schauspieler auf der Bühne mit dir redeten.
Vielleicht ging es bei der Verhandlung um lebenslänglich. Plötzlich stehst du vor dem Strafgericht, dein Fall wird verhandelt. Du weißt nicht, was du hier tust oder wie du hierher kamst. Du wurdest hineingeworfen. Ob du die Tat begangen hast, derer du beschuldigt wirst, oder nicht, ist belanglos. Du magst unschuldig sein, du spielst deine Rolle bis an die Grenzen des Möglichen, und wirst für schuldig befunden. Es kann sein, du bist schuldig, du spielst deine Rolle bis an die Grenze des Möglichen, und wirst für unschuldig befunden.
Es kann sein, du stehst wegen eines Verkehrsdeliktes vor Gericht. Falls du der Beklagte bist, ist dies für dich ein großer Fall. Wenn du der Richter bist, ist es eine geringere Angelegenheit, eine unter zahlreichen in der Reihe der Fälle. In beiden Fällen liegt es dir sehr daran, dass es zum Abschluss kommt. Womöglich ist nicht von einer Strafe die Rede, oder es kommt zur Verhängung einer hohen Strafe. In jedem Fall gibt es für dich dabei überdies die Richtschnur der Sache.
Das Leben, so wie es vor dir in Erscheinung tritt, vorsätzlich oder aus heiterem Himmel, liegt in hellen Farben vor dir. Es gibt keine Beendigung von Szenen.
Ob es für dich einen Sinn ergibt oder schlechterdings keinen, das Leben ist ein Drama, perfekt besetzt und vollendet ausgespielt. Nichts vermag dem Drama des Lebens gleichzukommen. Das Leben ist die größte Show auf Erden, und du bist unablässig der Hauptdarsteller in ihr. Selbst wenn du am Schlafen bist, hältst du dich in einer interessanten Szene auf. Nebendarsteller oder Hauptdarsteller, du tust dich hervor. Du magst ja die Rolle nicht mögen, dennoch spieltest du überragend in ihr. Du bist ein Meister in dem Part, den du spielst. Du bist großartig.
Es sieht danach aus, als würden viele Szenen auf dich zu geschoben. Irgendwie kam es zu deiner Besetzung in der Rolle, selbst wenn es den Anschein hat, als hättest du keine Wahl gehabt, überhaupt keine Wahl, keine Wahl welcher Art auch immer, dennoch kreuzt du bei diesem Drama in deinem Leben auf. Du magst denken, du seist nichts mehr als ein unschuldiger Schaulustiger gewesen. Nichtsdestotrotz ließt du dich sehen. Du standst in der Vorsprech-Reihe. Sicher fühlt es sich so an, als wärst du ausgesucht worden, hinwiederum suchtest du dir deinen Ort in der Reihe aus. Du wirst dich eher nicht daran erinnern, wie du um diese Rolle für dich einkamst, und gleichwohl du bist ein trefflicher Darsteller. Irgendwie, befindest du dich hier auf der Bühne, scheinbar außerstande, dir davon einen Tag frei zu nehmen. Du hast, alledem zum Trotz, ein Sagen dabei, welche Rolle du morgen gerne spielen möchtest.
Translated by: theophilPermanent link to this Heavenletter: https://heavenletters.org/die-rolle-die-du-morgen-spielen-wirst.html - Thank you for including this when publishing this Heavenletter elsewhere.
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