Das Schrankenlose erlangen
Gott redete …
Sobald das Alte abgestreift ist, tritt Platz für Neuheit ein. Sobald Vögel das Federkleid wechseln, sind sie eine Zeit lang nackt und bloß. Raum ist freigeräumt, dass neue Federn wachsen können.
Sofern Vögel wie du wären, würden sie herumflattern und sagen: „Oh, du Lieber, irgendetwas muss hier los sein. Meine Federn fallen aus.“ Vögel aber geraten nicht außer sich vor Sorgen. Sie machen sich gar nichts daraus, dass sie ihre Federn verlieren, nicht lange hin, und sie haben neues Gefieder.
Im Moment, da streift ihr Überbleibsel von eurem alten Selbst ab. Dies ist eine andere Ausdrucksweise dafür, dass ihre Unwissenheit abstreift. Ihr verliert den Halt an allen euren vertrauten Umzäunungen. Die Grenzziehungen waren insgesamt eine Irrung, und dennoch, derart vertraut, wie sie euch sind, fühlt ihr euch ohne sie beraubt, denn jetzt, woran sollt ihr euch nunmehr festhalten? An euch, Geliebte, ist es, am Treiben zu sein.
Ihr dachtet, ein Seil an der Vergangenheit hielte euch geborgen. Die Grenzen verliehen euch ein gewisses Behagen. Ihr könnt gegen sie aufbegehrt haben, gleichwohl wart ihr es gewohnt, euch gegen sie einzuigeln. Nun sind die Seile weg. Sie waren ohnehin bloß Kulissen.
Ihr langt immer noch nach den Mauern, und eure Finger können sie nicht finden, um herauszubekommen, wo ihr seid. Euch vermittelt dies das Gefühl, dass ihr, ohne die Wände, verschollen seid. Es ist nicht behaglich, sich darin aufhalten zu sehen, was ihr als einen Schwebezustand betrachtet.
Eurer Grenzziehungen ledig, Geliebte, seid ihr wie die Vögel, die ihre Federn verloren haben. Der Unterschied liegt darin, dass die Vögel wissen, dass sie ihre alten Federn nicht nötig haben. Ihr benötigt eure Grenzziehungen so und so ebenso nicht. Ihr habt es nötig, euch daran zu gewöhnen, ohne sie zu sein. Die Seitenstäbe eures Gitterbetts sind nun herunter, und ihr könnt feiern und ihr könnt erforschen. Grenzen-los, seid ihr frei. Ihr wolltet Freiheit, und nun ist sie gekommen, und es braucht einiges, sich an sie zu gewöhnen. Ihr seid aus einem Käfig entlassen worden. „Mein Käfig, mein lieber Käfig“, lamentiert ihr.
Es gibt im Leben nicht mehr länger ein „es sollte“. Das Leben ist reichhaltiger, voller, weiter, und doch scheint es euch nebulöser zu sein, ja gar leer. Eventuell fühlt ihr euch schwach, anstatt stark. Ihr habt euer Gleichgewicht verloren. Ihr sehnt euch nach den Straßenschildern, die nicht mehr länger ersichtlich sind. Irgendwie habt ihr euch mit ihnen stärker gefühlt. Das ist trügerische Illusion für euch.
Unter Umständen fühlt ihr euch gar hohl, nicht in der Lage, euch selber zu zwicken, um zu wissen, dass ihr hier seid. Dieses Empfinden von Hohlheit, ja selbst von Zerbrechlichkeit, ist ein Anzeichen für euer Ausweiten. Ihr fühlt euch öde und verlassen. Ihr fühlt euch abgekoppelt. Ihr seid abgekoppelt, Geliebte, von eurer Vergangenheit. Ihr seid von Enge abgekoppelt. Und daher fühlt ihr euch kieloben.
Es ist beinahe so, als fühltet ihr euren Körper am Verschwinden. Grenzenlos, da fühlt euch bodenlos. Ihr fühlt, wie eben der Boden unter euch sich auflöst. Ihr habt das Gefühl, als wäret ihr in einer Art Wirbel.
All diese wundervollen Dinge spielen sich für euch ab, und ihr macht euch darum Sorgen! „Was passiert mir da?“, fragt ihr euch. Ihr fühlt euch im Raum in der Schwebe gelassen. Geliebte, ihr wart die ganze Zeit im Raum am Schweben. Ihr, die ihr raumlos seid, seid im Raum am Schweben. Der Boden unter euch existierte niemals.
Klein Küken war in heller Aufregung, und es rief und rief, der Himmel sei am Herunterfallen. Und du, du meinst, etwas sei am Fehlen, weil sich dein Empfinden des kleinen Selbst abstößt und du in dein Größeres Selbst hinein schlüpfst. Dies war unerlässlich. Es hatte zu passieren. Du bist nicht am Stürzen. Das, was dich definiert, fällt weg. Du hast ohnehin niemals eine Definition vonnöten gehabt. Es ist an dir nicht mehr länger irgend ein Umriss.
Du hebst an, dich selber als Licht zu empfinden. Chakren geraten dir real. Du erspürst den Kern deines Seiens als eine Flamme. Deine ganze Illusion geht soeben in Rauch auf.
Translated by: theophilPermanent link to this Heavenletter: https://heavenletters.org/das-schrankenlose-erlangen.html - Thank you for including this when publishing this Heavenletter elsewhere.
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