Bei deinem Gang durch die Wälder
In einem gewissen Sinne beginnst du jeden Tag, als wärst du dem Leben ein Fremder, und du nimmst jedes vorüberziehende Vorkommnis oder Wort entschieden für erheblich, so als stündest du fassungslos vor dem, was passiert, so als hättest du gar keine Ahnung, keine Erfahrung im Leben und im Laufe seiner Myriade an Dargeboten, so als wäre es das erste Mal, dass dir ein Abschwung des Aktienmarktes unterkam.
Ich benutze den Begriff Aktienmarkt als Metapher, Geliebte. Ein einziger kleiner Tropfen auf ein Areal, und ihr spürt Unheil, so als wärt ihr dem Leben in der relativen Welt zuvor noch nie begegnet, so als wärt ihr ihm neu, so als hätte eine Axt zugeschlagen, als hätte sie eure Verbindung zum Leben durchgehauen, als wärt ihr durch einen einzigen kleinen Zweig verwüstet. Alles, was geschah, ist, dass bei eurem Gang durch die Wälder des Lebens einfach ein Zweig zurückschnappte, als ihr daran vorüber gelaufen seid. Und doch macht ihr eine große Sache daraus. Immer und immer wieder macht ihr eine große Sache daraus, was das Leben zur Schau stellt. Ihr nehmt es persönlich. Jedes Zurückschnappen eines Zweigs schlägt euch zu Boden, und ihr bemesst euch als fehlerhaft. Es müsse eurerseits an der Stelle einen Fehler geben, zum wenigsten in eurem Verständnis.
Irgendwo habt ihr die Vorstellung, dass euch angelegen sei, alles zu verstehen, so als trüge jeder Zweig, der zurückschnappt, euren Namen auf sich. Die Wälder sind die Wälder sind die Wälder. Ein Ast ist ein Ast. Zweige brechen. Du hast nicht angeschlagen zu sein. Schnappende Äste sind in den Wäldern ein alltägliches Vorkommnis. Ihr könnt in der Sache ein wenig zwangloser sein. Wenn ihr durch die Wälder geht, überraschen euch Ereignisse, aber sie schmälern euch nicht. Sie sind einfach, was sie sind. Sie haben überraschenderweise wenig mit euch zu tun, und doch seid ihr geneigt, es so zu nehmen, als würdet ihr das voll abkriegen.
Nicht jeder Fehltritt in den Wäldern landet auf deinem Kopf. Jede Tücke ist bloß eine Tücke. Sie ist keine aufgestellte Falle. Es gibt keinen Schurken, der sich die Hände reibt und angesichts deiner Aufregung vor Entzücken hin und her springt. Vielleicht kannst du ein wenig akademischer mit dem umgehen, was dich im Leben heimsucht. Eben so wie du dein Spiegelbild im Wasser des Sees nicht zu bewundern hast, eben so hast du mit dir nicht zu schelten, sobald die Strudel deine Sicht deiner selbst zu verändern und einzutrüben scheinen. Schimpfe nicht mit dir, und denke nicht, das Leben schimpfe mit dir. Es kommt ein bestimmtes Zusammentreffen in den Wäldern vor, nicht mehr und nicht weniger.
Was sich zuträgt, wird dir womöglich aussehen, als sei es ein und alles, aber braucht es das? Wovon genau hängt dein Leben ab? Vom guten Benehmen eines Jeden? Wer ist mehr von dir enttäuscht als du von dir? Es ist deine eigene Enttäuschung, die du nicht ertragen kannst. Niemand hat dich desillusioniert. Du hast dich selbst desillusioniert. Du reißt dich auseinander. Aus welchem Grund solltest du das tun mögen?
Ich tue das nicht. Ich setze dich zuvorderst zusammen. Ich würde dich nie auseinander reißen. Ich würde, was Ich geschaffen habe, nicht auseinander nehmen. Mithin nimmst du alles zu ernst, und du nimmst dich zu ernst. Nimm stattdessen Meine Liebe ernst.
Ich setzte dich nicht einfach auf die Erde und zerschnitt jede Verbindung mit dir. Wir sind so sehr verbunden wie eh und je, egal was vorfällt. Bezogen auf Unser Einssein hat sich nichts ereignet. Das Leben auf der Erde kommt bei Uns nicht dazwischen. Nichts mischt sich in Unser Einssein ein, nicht einmal du. Was du auch durchmachst, es ist bloß etwas, was du durchmachst. Du wirst da hindurch gelangen. Und an einem gewissen Punkt wirst du gar anheben zu sehen, dass es nichts gab, wo du hindurch zu gelangen hattest. Es handelte sich insgesamt um ein Nuscheln auf eurem Gang durch die vermeintlichen Wälder.
Translated by: theophilPermanent link to this Heavenletter: https://heavenletters.org/bei-deinem-gang-durch-die-waelder.html - Thank you for including this when publishing this Heavenletter elsewhere.
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