Please read the Guidelines that have been chosen to keep this forum soaring high!

HEAVENLETTER # 5304 Seien ist alles

SEIEN IST ALLES

Gott redete …

Was du Mich heute aus dem zerklüfteten Pfad deines Herzens heraus fragst:

„Geliebter Gott, schreibe ich Dir das? Wer schreibt Dir dies denn? Ich bin mir nicht sicher, dass ich es bin, der Dir, Gott, dies schreibt. Gott, so wie ich anscheinend manchmal unfähig bin, Dich ausfindig zu machen, ebenso scheine ich unfähig zu sein, ausfindig zu machen, wer oder wo ich bin. Ich weiß, ich sitze hier an dieser fiktiven Stelle. Ich weiß, ich sitze in diesem Stuhl, dass meine Füße auf die Erde drücken, und dass meine Finger sich auf der Tastatur bewegen, als würde ich Klavier spielen. Sind dies meine Worte, oder sind es Deine Worte, die mir wie ein Buch zum Lesen gegeben werden?

Momentan spüre ich, dass ich nicht die Persönlichkeit bin, die hier sitzt und das Gefühl hat, als kämen diese Gedanken, welche den Anschein erwecken, sie seien die meinigen, in Wirklichkeit von irgendwo, was nicht kennzeichenbar ist, her.

Ich fühle mich über diesen Raum und gar über diese Stadt und über die ganze Schöpfung hinaus ausgeweitet. Etwas von Deiner Weite hat bei mir Eingang gefunden. Einige Momente lang bin ich schrankenlos. Ich bin ein Menschenwesen, das hier sitzt, und dennoch bin ich größer als dieses ungenaue Menschenwesen, welches hier umfangen in diesem Körper dasitzt, und welches gleichwohl zur selben Zeit nicht in diesem Körper umschlossen ist. Was denn bin ich, Gott, am Tun, der ich wie es scheint in diesem Körper umgriffen bin?

Wer sitzt hier? Du kannst nicht diese Worte tippen, dennoch scheint es ebenso nicht so zu sein, dass ich da am Tippen bin. Sind dies meine Gedanken? Spreche ich, oder ist es Du, Gott? Bin ich ein Trichter, durch den Du Dich Selber zum Ausdruck bringst?

Sprichst Du an meiner Stelle? Legst Du dar, was ich fühle, und gibst Du die Fragen wieder, die ich spüre, unterdessen ich auf der Suche nach mir bin? Existiere ich überhaupt, Gott?

Wieso sollte ich mich abmühen, all diese Jahre mit der Suche nach mir selber zuzubringen, derweil ich, der Schranken meiner selbst ledig, etwas Größeres denn Zufriedenheit zu sein verspüre? Ich möchte gerne sagen: über mich hinausgehend. Was möchte ich überhaupt mit mir anstellen? Ohne mich, wer würde sich da mit Fehlerfinden befassen? Ohne mich, wo würde da Vortäuschung von Nicht-Liebe überhaupt eine Stelle finden, sich anzusiedeln?

Womöglich möchte ich mich nicht selber finden. Womöglich ist es mein Bestreben, verschütt zu gehen und diesen Fleck von mir kein weiteres Mal mehr aufzufinden. Gott, ich denke, ich möchte entschwinden. Vielleicht habe ich die zwei Konzeptionen – zutage treten und entschwinden – durcheinander gebracht. Womöglich bin ich mein ganzes Leben hindurch ein Geist meiner selbst gewesen, unterdessen dabei, mein vermeintliches Selbst zu verheddern, und es zu entwirren. Ich spüre, wie ich von diesem Person-Sein abtrete, auf das ich Anspruch erhoben habe zu sein, derweil ich, in der Wirklichkeit, überhaupt nichts gewesen bin. Gott, gibt es da gar kein Ich, das all die Jahre herumplappert, mit dem Gedanken, es sei die eine oder andere großartige Ego-heit?

Jetzt klärt sich meine Sicht, und ich sehe, ich bin gar nichts, und nichts ist eine gute Sache, sie zu sein. Alldieweil könnte ich stets auf der Suche nach Dir gewesen sein, anstatt auf der Suche nach dieser Nicht-Entität, als die ich mich selber bezeichnet habe.

Mein Dünken war wohl, ich sei der Atlas, der eine ganze Welt meiner selbst in die Höhe hob, derweil ich im Eigentlichen Sisyphos war, der jeden Tag einen Steinblock einen Berg hinauf rollte, bloß um ihn herunterfallen zu lassen, und der somit wieder von vorne anzufangen hat und den Stein am nächsten Morgen ein weiteres Mal den gleichen Berg hinauf rollt.

Was wäre, wenn es keinen Anbruch der Dunkelheit gäbe und wenn alles heller Sonnenschein wäre, und wenn ich ein Strahl dieses Lichts wäre, der das Universum überkämmt. Sofern Sonnenschein Regen wäre, dann wäre ich ein kleiner Regentropfen, der verdampft. Ich würde verschwinden, dennoch würde ich die Welt befeuchten gleichsam wie ausgesprengtes Sonnenlicht.

Es fühlt sich an wie etwas, was mir widerfährt, selbst so ich ja nicht mehr länger bin. Bedeutet mich selber finden, dass es gar nichts zum Finden gibt? Ist mich selber finden wirklich mich selber los lassen, oder, mehr noch, ist es erkennen, dass es nichts zum Los-Lassen gibt, ausgenommen eine Idee, welche, sowie sie einem inmitten Deines Lichts ansichtig wird, nicht überzeugt?

Erwache ich von einem Traum davon, dass es keinen gibt? Kann es sein, dass der Traum vorbei ist, und dass kein Fazit aus ihm zu ziehen ist? Es ist nicht so, dass ich mich aus dem Traum herausziehe. Der Traum zieht sich von mir zurück. Ich bin jetzt, wie ich vor dem Traum war, als ich fraglos wusste, dass Seien Alles Ist.“