Seht es anders
Ist das Leben keine großartige Sache, die ihr habt, während ihr durch die Welt lauft? Denkt einfach daran, ihr habt das Leben jeden Tag, Tag und Nacht, tagaus tagein, und das Leben, was ihr habt, ist das eure. Ihr passt zu ihm und es geht mit euch Hand in Hand.
Das Leben, so wie es euch erscheint, überrascht euch, oder es scheucht euch auf, oder es verherrlicht euch, es verletzt euch, stellt euch vor ein Rätsel oder entsetzt euch. Das Leben geht weiter und schaut dabei weder nach links noch nach rechts, danach sieht es aus. Manchmal scheint euch das Leben zu viel Beachtung zu schenken, und doch, das vermutet ihr, scheint es euch überhaupt nicht in Betracht zu nehmen.
Ihr könntet ja sagen, das Leben sei euch gegenüber gleichgültig, so als stündet ihr schlicht am Wegrand, so, als wäre das Leben eine Streukugel, die das Ziel verfehlt, die euch hin und wieder trifft und hin und wieder an euch vorbei zischt. Und doch wurde das Leben für euch gemacht. Es wurde in einer langen Limousine zu euch hin chauffiert. Und das Leben in der Welt ist schlicht eine Fortsetzung des Lebens von außerhalb dieser Welt. Woher ihr kamt, dorthin werdet ihr zurückkehren. Nichts ändert sich, ausgenommen eure Erfahrung. Und gleichwohl ist Erfahrung nicht alles. Sie scheint euch wie alles. Erfahrung und eure Wahrnehmung eurer Erfahrungen sind nicht alles. Bewusstsein ist es. Liebe ist es. Wir sind es.
Das Leben tritt nicht immer so angezogen auf, wie ihr es gerne hättet. Manchmal könnt ihr denken, das Leben sei trostlos. Falls ihr euch wiederum in eurem Leben nicht als Star in den Vordergrund stelltet, könntet ihr es anders sehen. Könntet ihr.
Das Leben in der Welt ist eine Erscheinung, Geliebte. Es ist ein scheinbares Etwas. Und doch ist es jetzt soeben das Wichtigste für euch. Ihr möchtet gerne, dass es reizend, und ausschließlich reizend ist, so denkt ihr und so sagt ihr es. Ihr wundert euch, weswegen nicht alldas ist, was ihr erstrebt, sobald ihr etwas erstrebt. Laut eurer Einschätzung greift das Leben zu kurz. Tage, die ihr als gut bezeichnet, werdet ihr als Ausnahmen bezeichnen.
Was wäre, wenn ihr die Tage, die ihr für unglücklich anseht, als die Ausnahmen erachten würdet? Es könnte ja sein, dass ihr falsch zurechnet. Vielleicht habt ihr einige Tage in den falschen Spalten untergebracht.
Ihr seid wohl etliche Tage als ganz ordentlich und leidlich losgeworden. Vielleicht waren diese Tage nicht so spannend oder wundervoll für euch, wie ihr sie gerne gehabt hättet, und doch, Geliebte, was war im Grunde bei ihnen nicht richtig? Es ist möglich, dass ihr ein extremer Kritiker eurer Tage seid. Nehmt eine andere Sicht ein, Geliebte. Schaut noch einmal hin.
Freut euch am Leben, während ihr es habt. Lasst etliche Dinge, die ihr in Betracht genommen habt, außer Betracht.
Ihr möget euer vergangenes Leben nicht mit hoch getragener Nase vorbeihuschen lassen. Geht mit einer Spielmarke auf eurer Schulter durch das Leben. Hattet ihr vielleicht die Vorstellung, dass euch das Leben etwas schulde, und dass es seine Schuld bei euch nicht beglichen habe?
Das Leben ist schier per Verleih für euch. Seid nicht missmutig über die Leihgabe, die euch gegeben wurde. Geratet bei der Ausleihe, die euch überlassen wurde, nicht in Verzug.
Manchmal stoßt ihr beim Gang durch das Leben mit halb-geschlossenen Augen auf ein weit entferntes Ziel, was ihr im Sinn habt. Manchmal stampft ihr mit dem Fuß auf, weil euch eurem Empfinden nach etwas versagt worden war. Manchmal neidet ihr dem Leben etwas, und doch steht ihr nach wie vor bei ihm um Ausweitungen von ihm an.
Also sage Ich ein weiteres Mal – singt das Leben hindurch eine glückliche Melodie.
Das Leben ist kein Kühlschrank, für dessen Abbezahlung ihr einen Kredit aufgenommen habt. Euch wurde eine lebenslange Leihgabe zugeteilt.
Schaut auf das Leben, als würde euch eine Mahlzeit serviert. Sei es nun, dass alles, was serviert wird, zu euren Lieblingsspeisen gehört oder nicht, esst die Speise, die vor euch hingestellt wurde, verdaut sie, genießt sie aufs Vollste, einen jeden Krümel. Dankt dem Koch. Es gibt so Viele, die für das Essen, was euch serviert wurde, dankbar wären.
Seid froh, dass euer Magen voll ist. Kommt, Geliebte, seid genauso über euer Leben froh.
Translated by: theophilPermanent link to this Heavenletter: https://heavenletters.org/seht-es-anders.html - Thank you for including this when publishing this Heavenletter elsewhere.
Your generosity keeps giving by keeping the lights on

