HEAVEN #2684 Tanzt, Geliebte, tanzt
TANZT, GELIEBTE, TANZT
Obschon Ich der Beweger bin, sitzt ihr nicht einfach da. Auch ihr bewegt euch. Obschon auf Mich Verlass ist, müsst auch ihr euch auf den Weg machen und euch auf euch selbst verlassen. Obschon ihr ein Beobachter im Leben seid, beobachtet ihr nicht nur. Obschon ihr vielleicht im Leben wartet, nehmt ihr keine abwartende Haltung ein. Obschon ihr im Publikum sitzt und den Film anschaut, seid ihr auch auf der Leinwand anwesend, bewegt ihr euch dort hin und her, führt ihr Handlungen aus, bewegt ihr eure Arme, macht ihr Entdeckungen.
In einem Stück seid ihr auf der Bühne. Im Leben seid ihr auf der Bühne.
Gewiss, Ich bin bei euch. Gewiss, in einem Stück gibt es jemand, der euch Hinweise gibt. Und doch seid ihr diejenigen, die sich bewegen, die handeln, sprechen und den Verlauf ihres Parts in dem Stück einnehmen müssen. Und so ist es im Leben. Dennoch gibt es im Leben keine Kleidungsprobe. Es ist ein neues Stück. Es existiert nicht einmal ein getipptes Script.
Geliebte, die Welt ist gemacht, um sich zu bewegen. In der Welt steht ihr nie still. Im Leben ergreift ihr Handlungen. Ihr spielt die Karten. Sie sind euch ausgeteilt, und doch seid ihr es allein, die sie ausspielen.
Wollt ihr irgendwohin gehen, so müsst ihr in euer Auto steigen. Ihr müsst die Zündung anmachen. Ihr müsst den Gang einlegen. Ich müsst auf das Gaspedal treten. Ihr müsst steuern. Würde das Leben euch um weniger ersuchen, als es euer Auto tut?
Ihr erwartet nicht, dass euer Auto von allein startet. Ihr erwartet nicht, dass es sich selbst lenkt. Natürlich steuerst du das Auto. Möchtest du für das Leben weniger tun, als du für dein Auto tust?
Sicher, es ist das Auto, das dahintuckert, und doch bist du der Fahrer des Autos. Und du, der Fahrer, steuerst das Auto, wohin es dich bringen soll. Und so ist es mit dem Leben.
Oh, welch feine Linie existiert zwischen Kontrollieren und Gehenlassen. Wenn doch du nur sicher sein könntest, was was ist und welches welches und wann.
Gewiss, ihr befindet euch auf einer Fahrt im Leben. Ganz bestimmt seid ihr der Fahrer. Ihr seid nicht der Motor, doch ihr fahrt das Auto. Gut, ja, ihr könnt den Gang einlegen und das Auto wird weiter fahren, allerdings, das Auto vertraut auf euch, dass ihr steuert. Es leuchtet euch ein, euer Auto - oh - derart leicht zu lenken.
Im Leben seid ihr nicht machtlos. Ich bin der Mächtige Motor, und dennoch seid ihr der Fahrer.
Der Fahrer muss nicht immer wissen, wo er entlangfährt. Für den Fahrer des Autos des Lebens gibt es keine Landkarte. Freilich kann der Fahrer wissen, wohin er möchte, und er kann abfahren. Er kann in Schwung kommen. Vielleicht nimmt er die eine oder andere Kehrtwende, doch er bewegt sich. Er ist nicht abgewürgt. Er fährt nicht rückwärts. Bei welchem Wetter auch immer, in welchem Terrain auch immer, der Fahrer bewegt das Auto voran. Bergauf, bergab, der Fahrer gibt den Weg vor.
Beim Tanzen wirst du wohl nicht den Song auswählen, den das Orchester spielt, und doch tanzt du. Du jammerst nicht, dass die gespielte Musik nicht diejenige ist, die du wünschst. Du erhebst dich und tanzt trotzdem. Es mag sein, du weißt nicht einmal, wie auf die Musik zu tanzen ist, dennoch stehst du auf und legst doch einen Tanz hin. Einen oder zwei Tänze magst du aussetzen, du bleibst allerdings nicht ständig an der Seitenlinie. In diesem Stück bist du drin, du bist nicht ausersehen, das Mauerblümchen zu spielen. Oh, nein, Geliebte, für euch heißt es, eine Rose in der Blüte zu sein.

