HEAVEN #154 Der heilige Gral
DER HEILIGE GRAL
Die ganze Zeit machst du Versprechen. Du machst sogar dir gegenüber Versprechen. Ein Versprechen ist ein Zukunftskontrakt. Versprechen sind nicht viel. Öfters sind sie nicht einmal eine Absicht. Mehr so inetwa wie Wünsche.
Ein Sich-Verschreiben auf der anderen Hand ist ein jetzt gefertigter Vertrag zu künftiger Gebrauchnahme. Besser, sich jetzt nicht verschreiben, als das Verschreiben später zu lösen, denn du enttäuschst dich selbst. Du bist nicht glücklich, wenn du dich enttäuschst.
Besser, mehr Zutrauen in dich selbst zu haben. Ein Schwur, ein Versprechen, ein Sich-Verschreiben implizieren, dass du, außer du bewerkstelligst sie, sie nicht ausführst. Deswegen murmelst du vor dich hin oder schreibst es nieder, in der Hoffnung, Seufzen oder Signieren würden dich darin fest machen, dem gerecht zu werden, dessen du dir nicht sicher bist.
Das ist nicht so recht das Leben leben – es im voraus planen und es später rückmelden.
Dein Dich-Mir-Verschreiben ist etwas anderes. Sich-Verschreiben an Mich ist mehr eine Beobachtung. Ein Magnet zieht dich. Du bemerkst das. Du magst das Empfinden des Ziehens gerne. Du magst es, zu dem Magneten hin zu gehen. Du versprichst dem Magneten, du habest immer die Absicht, zu ihm hin zu gehen, indes siehst du eigentlich schier deiner Intention zu, deiner Intention, die ist. Mit oder ohne dein Zusehen wirst du zu dem Magneten gehen. Das ist das gleiche, als würdest du sagen, du verschreibest dich dem Ofen, dass er warm werde, unterdessen du ihn anstellst. Das ist auf deiner Seite gar kein Verschreiben. Das ist Bestätigen. Das ist Gewahrsein.
In aller Wahrheit kannst du sagen, dass Ich, sobald du dich zu Mir wendest, da sein werde. Du kannst mein Verschriebensein beobachten. Mein Verschriebensein an dich ist unwiderruflich. Es ist auch kein Verschriebensein. Es ist was ist. Du bist in Meinem Gewahrsein. Mein Gewahrsein ist immerfort bei dir.
Wir könnten Meine Liebe für dich als ein Gesetz der Liebe bezeichnen. Sofern ein Gesetz etwas Gegebenes ist, ist Meine Liebe, die sich dir überantwortet hat, Gesetz. Ganz bestimmt ist sie die Regel. Das ist sie gewiss. Aber Ich ziehe es vor, Meine Liebe als Freiheit zu denken. Ich bin ganz und gar frei zu lieben. Nicht dieses und jenes, nicht jetzt und dann, sondern Liebe zu sein und Liebe überall zu sein. Meine Liebe umfängt alles was ist, und das ist Freiheit.
Wir können sagen, Meine Liebe ist Gegebenes, und das ist schön so, allerdings impliziert das ein Ermessen. Wenn Liebe etwas Gegebenes ist, dann ist sie es manchmal nicht. Aber Meine Liebe ist nicht etwas Wohlüberlegtes. Bei Meiner Liebe gibt es kein Zögern oder keinen Bescheid.
Das allerdings impliziert nicht, dass Meine Liebe stagnierend ist. Sie ist etwas sich Bewegendes. Aber in Wirklichkeit ist es auch nicht so, dass Meine Liebe sich bewegt. Es ist mehr so, dass Meine Liebe einen universalen Bestandteil darstellt. Selbstverständlich ist Bestandteil nicht ganz das richtige. Wahr ist, Meine Liebe ist der Gehalt des Lebens, aber das Wort "Bestandteil" impliziert andere Bestandteile, und Meine Liebe ist die Gesamtsumme von allem was ist. Meine Liebe ist in allen Reihen, und wie auch immer du sie addierst, wie auch immer du die Papierseite hältst, alldas kommt aus Meiner gänzlichen Liebe.
Wenn du im Himmel bist, ist es nicht einmal so, dass du Meine Liebe trinkst. Es ist so, dass du erkennst, wie du sie bereits getrunken hast. Du erkennst, sie füllt dich. Du erkennst, du bist nichts anderes als sie, als Meine Liebe. Eine derartige Süße trinkst du, wenn du Meine Liebe trinkst und damit vertraut bist, dass sie die deine ist! Das ist Götterspeise des Himmels.
Und dasjenige, was du, lange ist's her, getrunken hast, biete Ich dir jetzt dar. Ich biete dir an, die Tasse wiederzuerkennen, die Ich an deine Lippen halte, und Denjenigen wiederzuerkennen, der sie dir darbietet. Es ist der Heilige Gral. Ich reiche ihn dir hin, und du trinkst.

