Ein neues Bild

God said:

Gott redete:

Es existiert eine These, dass alles niedergeschrieben steht, dass alles, was geschieht, vorherbestimmt war, sich zuzutragen. Manchmal sieht es gewiss danach aus. Nicht immer, dann und wann, manchmal öfters, dass beispielsweise zwei Menschen vom Schicksal bestimmt gewesen seien, sich zu begegnen und zu heiraten, sei es nun, die Ehe geht gut, oder sie läuft nicht gut. Wir haben darüber bereits früher geredet, über Bestimmung vs. Freier Wille. Vielleicht ist Freier Wille euer Geschick, oder Geschick ist euer Freier Wille.

Sei es wie es mag, es kommt etliche Tragweite in der Auffassung zu liegen, dass das, was vergangen ist, vorherbestimmt war. Ob das Geschehene nun zu deiner Ehre gereicht oder zu deinem Bestürztsein, es liegt ein Wert darin zu denken, dass es vorherbestimmt war. Denken, dass es zugedacht war, wird dich vor einer Menge Weh bewahren. Denken, dass die ganze Vergangenheit vorgesehen war, bringt dich, diskussionslos, dazu, dich dem Fakt, dass es derzeit nichts gibt, woran du dich zu schaffen machen kannst, zu stellen. Das Konzept der Zugedachtheit wird dich aus der Falle des Bereuens, des Bedauerns, des Heulens über die Vergangenheit und so weiter heraushalten. Die Idee der Vorherbestimmtheit wird durch deinen Kopf hindurch bringen, dass im Aufschreien über verschüttete Milch kein Sinn zu liegen kommt. Gibt es keine trefflichere Möglichkeit, dies sich zu verstehen zu geben, denn durch Aufschreien über verschüttete Milch?

Wie viele Zeit auf der Erde hast du auf Bedauern verwendet und darauf, die Vergangenheit im Geiste noch einmal aufleben zu lassen und sie umzuarbeiten? Wie viele Zeit hast du darauf verwendet, die Vergangenheit mit dir herumzukarren, währenddessen du mit deinem Leben hättest vorankommen können? Wie viele Zeit hast du vergeudet mit dem dir Wünschen, du könntest in der Zeit zurückgehen, du könntest tilgen, was passiert war, du könntest es noch einmal machen und es neu in die Hand nehmen? Wie sehr wolltest du es haben, die Vergangenheit ungeschehen zu machen, etwas anderes gesagt oder nichts gesagt oder deine Stimme erhoben zu haben, derweil du am Schweigen warst?

In einer gewissen Weise bist du ein Schreiber deines Lebens. Anders als bei einem Schriftsteller - du bist außerstande, es umzuschreiben. Du kannst nicht ausstreichen.

In einer gewissen Weise schreibst du jeden Tag ein Kapitel. Und wenn der Tag vorüber ist, ist jener bestimmte Absatz fertig. Das Kapitel ist abgeschlossen. Es hat so zu bleiben, wie es ist.

Nun gibt es an der Stelle allerdings etwas anderes. Obschon es einen vortrefflichen Sinn ergibt, ein vergangenes Kapitel für sich so zu belassen, und obwohl Ich euch mit ganzem Herzen empfehle, nicht zurückzugehen, liegt hin und wieder ein Wert darin, ein Kapitel, das vorbei ist, noch einmal durchzusehen. Liegt dir eine Vermutung nahe, worin der Vorteil bestehen könnte, dir ein unumänderbares Kapitel noch einmal durchzusehen?

Was Ich heute dabei bedenke, ist, dass du dir genau das gleiche Kapitel mit anderen Augen ansiehst. Was deiner Überzeugung nach ein Missgriff war, mag bei einer darauffolgenden zweiten Lektüre überhaupt nicht wie ein Fehler aussehen, vielmehr vollauf richtig. Der Absatz ist der gleiche, hinwiederum siehst du ihn mit neuen Augen. Bei dieser zweiten Lektüre bist du scheinbar nicht der Tölpel, der du zu sein wähntest. Ist dies keine gute Sache? Du verwendest keine Zeit darauf, dir über die Vergangenheit den Kopf zu zerbrechen. Du siehst sie vielmehr in einem neuen Licht! Du verdaust sie anders, und das macht den ganzen Unterschied in der Welt.

Was wäre demnach, wenn du dich mit der Idee befasstest, nicht bloß, dass die Zeit vorüber ist, ja, mehr noch, dass sie so richtig war. Sie enthielt mehr Vorzüge, als du ihr je beigabst.

Geliebte, ein jedes Kapitel, das geschrieben ist, einerlei wie traulich, wie einnehmend, wie mühselig es ist, geleitete euch dorthin, wo ihr heute seid. Möchtet ihr, angesichts dieser Erkenntnis, demnach derart rasch bei der Hand sein, über es herzuziehen? Ein bestimmtes Kapitel mag ein abgeknickter, ein auseinander gerissener Schritt, es mag ein Kapitel gewesen sein, das du liebend gerne übersprungen gehabt haben möchtest, was aber wäre, wenn es, einerlei worum es da ging, ein trefflicher Schritt ist, da euch der Tritt dorthin leitete, wo ihr heute seid?

Befindet ihr euch nicht fürwahr an einem guten Ort, während Meine Worte heute vor euch liegen, während ihr sie durchlest und während ihr sie zu einem Teil von euch geraten lasst?

Translated by: theophil

 

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