HEAVEN #432 Die Heiligkeit, die allem auferlegt ist
DIE HEILIGKEIT, DIE ALLEM AUFERLEGT IST
Der Tod ist kein Fremder, der zu dir kommt. Der Tod ist kein Feind. Der Tod ist kein Auf Wiedersehen. Er ist ein Eintritt. Er ist ein Durchgang vom einen Zimmer zum anderen. Er ist ein sich Bewegen durch die Räume einer Kunstgalerie, wo du unterschiedliche Gemälde bewunderst. Und du bist derjenige, der durch die Räume schreitet. Die Räume sind für dich da, dass du sie durchmisst, dass du von ihnen etwas hast und in ihnen wächst.
Was aber wächst? Größeres Wiedererkennen. Ein Seufzer des Begreifens. Ein Seufzer der Bestätigung. „Ja, das ist es. Das bedeutet es.“ Und du gelangst höher.
Niemand ist alleine geboren, und niemand stirbt alleine.
In einer unbewohnten Wüste stirbt ein allein dort weilender Mensch nicht allein.
Es gibt kein allein.
Was dich berührt, berührt einen Anderen.
Kein Mensch ist nicht durch einen Anderen tangiert.
Kein Fleck auf der Erde ist für einen anderen ausschließend.
Kein Traum ist der deine allein.
Kein Vorkommnis passiert dir, ohne dass es andere erreicht.
Ebenso wie im Tod ist kein Leben allein.
Ihr formt ein Ganzes.
Es gibt nichts, was unverbunden ist.
Du versuchst in deinem Leben, die Punkte untereinander zu verbinden.
Du versuchst, Verbindungen zu schließen.
Und du sehnst dich danach, dich mit Mir in Verbindung zu setzen.
Wenn du dich mit Mir verbindest, hast du alles verbunden. Alles fällt an seine Stelle. Die Welt lässt einen Seufzer der Erleichterung ab.
Es gibt nichts, was unverbunden ist. Das Leben ist mit dem verbunden, was ihr den Tod nennt. Das eine stützt das andere.
Man kann sagen, du bist eine Wippe. Hoch und runter, es bist immer noch du auf der Wippe. Oder man kann sagen, du läufst zum anderen Ende des Basketball-Felds. Der Wechsel besteht darin, wo du positioniert bist, das ist alles.
Oder man kann sagen, dass das Leben und der Tod bloß in der Bekleidung wechseln, oder, dass du im Tod keine Kleider trägst, denn du lässt alle Kleider hinter dir.
Im Tod oder im Leben – du bist ganz Licht.
Sieh es. Schenke ihm Beachtung.
Die Leute sagen, es gebe Licht am Ende des Tunnels. In Wahrheit gibt es keinen Tunnel. Es sind nur deine geschlossenen Augen. Dunkelheit des Lebens ist etwas Vorgetäuschtes. Sie ist ein Vergehen, bei dem alle übereingekommen sind, es ernst zu nehmen.
Ihr denkt, dass, wenn ihr immer noch in eurem Körper seid, und wenn jemand, der euch lieb ist, den seinigen hinter sich gelassen hat, er oder sie euch verlassen habe. So fühlt sich das für euch an. Ihr empfindet, dass ihr zurückgelassen worden seid, um ohne ihn oder sie weiterzumachen. Oder dass ihr sie irgendwie zurückgelassen habt und ohne sie weitergegangen seid.
Diejenigen, die sterben, hatten stets ihr eigenes Licht gehabt, so wie ihr das eure. Euer Licht wird nicht stärker durch das Hinübergehen eines Anderen getrübt als das seinige. Was euch teuer und lieb ist, ist euch teuer und lieb, ob nun in einem Körper existent oder nicht.
Das gesamte Leben ist ein In Bewegung Setzen. Es ist nie still Dasitzen.
Ihr werdet nie einen Anderen zurückhalten. Ihr werdet ihn nicht von seiner Bestimmung abhalten. Ihr werdet ihn nicht von dem natürlichen Wirbel der Evolution weghalten.
Alles im Leben ist eine Anbahnung in die eine oder andere Sache. Geburt ist eine Anbahnung ins Leben, und der Tod des Körpers ist ebenso eine Anbahnung ins Leben. Es gibt kein Fortgehen. Es gibt bloß Eintritt.
Der Atem des Körpers ist etwas Kleines. Er ist Bewegung des Körpers. Der letzte Atemzug hat mit nichts als dem Körper zu tun. Das Leben ist weitaus mehr als das Schnaufen, das ein Körper ausführt.
Wenn ein Freund zu einer andersartigen Begegnung seinen Körper verlässt, dann freue dich über seine Erkundungsreise in ein anderes Gefilde.
Es geht um dich, um den du trauerst. Für einen Anderen gibt es kein Trauern.
Alles ist gut, und nichts wandelt sich, mit Ausnahme der Oberfläche. Liebe geht nicht fort. Liebe bleibt. Es gibt keine geringere Liebe, sobald ein lieber Mensch zu einer anderen Bewandtnis abreist, als er sie zuvor innehatte. Er geht nicht weg. Daran musst du dich erinnern.
Das Physische ist eine entfliehende Sache, und an ihm gilt es, sich nicht anzuheften. Das Physische ist bloß eine Spielmarke von etwas weitaus Größerem. Sie bezeichnet den Geist ['Spirit' – Anm.d.Üb.]. Der Geist ist es, aus dem du gemacht bist, das Physische ist schier ein Überzug. Das Physische ist dir lieb, aber es ist nicht wesentlich. Es ist nicht die Essenz von dir oder von sonst jemandem. Entsinne dich dessen und erzähle dir die Essenz aller Seinswesen nach, und du wirst erkennen, es gibt keinen Verlust an Heiligkeit, die allen auferlegt ist.
Es bedarf der Tapferkeit, zu lieben, denn stets fürchtest du den Verlust. Allerdings ist die Liebe, die du für einen Anderen spürst, nicht verpackt. Liebe ist die Macht eines Lasers, indes dessen Strahlen nicht derart präzise fokussiert sind. Die Strahlen gehen hinaus und lassen sich nieder, wo sie wollen. Wo sie niedergehen, ist nicht ihre Geschichte, und, wo sie niedergehen, ist nicht ihre Quelle. Die Quelle der Liebe hast du immerzu. Sie bleibt und kann nicht fortbewegt werden, obschon du versuchen kannst, sie zuzuhalten, und du sie dadurch abklemmst.
Isolierte Ziele mögen ihre Richtung ändern, die Liebe aber ist viel-strahlig und nicht von dem einen oder anderen Empfänger von ihr abhängig. Liebe aus deinem Herzen ist die deine. Sie bleibt deine Liebe. Denn alle Liebe ist die Meine, bloß in deinem Herzen beherbergt, um für Mich ausgereicht zu werden.
Die Liebe in deinem Herzen braucht nicht derart spezifisch auf ein Ziel ausgerichtet zu werden. Sie braucht überhaupt nicht gezielt zu werden. Sie bedarf es einfach, hinaus zu gehen. Konserviere deine Liebe nicht. Lasse sie gehen. Deine Liebe ist in der Welt vonnöten. Du brauchst nicht, was du bereits hast und wovon es über und über mehr gibt.
Um Liebe soll nicht getrauert werden. So etwas wie eine verlorene Liebe gibt es nicht. Das Objekt deiner Liebe mag sich fortbewegt haben oder verwittern oder nicht das sein, was du gedacht hast, die Liebe selbst aber ist groß und dehnt sich infolgedessen nach draußen in die Unendlichkeit aus, wo sie wieder abgerufen, recycelt und zurückkommen wird, um die Herzen aufs Neue mit noch mehr reiner Liebe zu füllen.

