EINE BEGEGNUNG VON STERNEN
Es ist so, als hätte Ich Liebe auszudrücken, und als würde Ich vor lauter Freude lachen. Und danach erschuf Ich, ein Bildeffekte-Manager, der Ich bin, Bilder dessen, wie Meine Liebe aussehen könnte. Da waren Rosen Meiner Liebe und Enten, Elefanten, Gestein und Meere, und da warst du, die Millionen Gesichter von dir. Das war ein derartiges Crescendo der Liebe. Danach ein weiterer Ansturm voller Lachen, und ein weiterer Dreh des Rades, und wie in einem Kaleidoskop wechselten die Bilder, kamen zum Vorschein und verschwanden, schwirrten in einer wundervollen Extase von einer Rose nach der anderen und von einem Gesicht nach dem anderen, herrührend aus allen Winkeln, zusammen. Die Rosen schwappten in Hülle und Fülle über. Der Inhalt Meines Herzens quoll zum Boden über, und Rosen wurden zum ersten Mal von der Erde aufgehoben.
Mein Lachen war derart stark, dass Sterne herausschossen, und zum Auspolstern wurde der Nachthimmel um sie herum an Ort und Stelle verbracht. Die Sonne barst hervor und der genügsame Mond katapultierte sich um die Sonne, Planeten gaben sich Namen und erfanden Geschichten, die gleichzeitig wahr und ausgedacht waren.
Was für ein Choreograph Ich bin. Was für ein Komponist von Musik Ich bin. Was für ein Seemann. Was für ein Akrobat. Was für eine Flugtaube. Was für ein Künstler. Was für ein Schriftsteller. Das Bild, was Ich von dir herstellte, war Liebe. Ich habe dich geformt und auf die Töpferscheibe gesetzt, und weg flogst du und gingst an einer entfernten Stelle der Erde nieder. Du hast dir deine Augen gerieben, und stelltest eine Flagge her, die du in den Boden stecktest, und trafst die Aussage, das sei das deine. Du hast bloß einen kleinen Anteil als das deine in Anspruch genommen. Du hättest das Gesamt der Schöpfung beanspruchen können, vom Stamm bis zum Stern, von Stern zu Stern, von einem Flug der Einbildungskraft zum anderen. Du hast bloß das in Anspruch genommen, wo du gelandet bist, anstatt deine Arme für alles weit zu öffnen.
Dann protestiertest du, du seist zurückgewiesen worden. Du verlerntest die Freude. Du stießt sie ab. Du wähltest stattdessen dichtere Dinge und schlugst sie um deinen Hals und zogst sie mit dir, um dich sicher zu verwahren. Du verlerntest die Freude und erlerntest den Besitz. Du verlerntest die Freude und erlerntest mühevolle Arbeit. Du verlerntest die Freude und machtest Gesetze, um die Erinnerung an die Freude auszuschließen. Du hast dir die Herrschaft über andere Seinswesen zugesprochen und machtest sie zudem zu deinem Eigentum. Du vergaßt, dass Ich für dich gesegnete Tiere zur Fürsorge hatte, und du dachtest, es handle sich um Vieh.
Du vergaßt auch, wer du bist. Du sahst ebenso Jeden als geringer als dich. Du hast deine Augen gesenkt. Du konntest die Sonne nicht anschauen, außer du setztest dir eine Schutzbrille auf. Du hast dir flüchtige Blicke auf den Mond gestohlen, hast dir aber meistens mindere Lichter aufgehängt und dich ihrer besonnen. Du vergaßt das Licht der Liebe, und Liebe wurde zwielichtig. Regen wurde passend oder nicht passend.
Du vergaßt, es war Gottes Schöpfung, auf der du gingst. Du hast auf sie eingetreten. Du vergaßt, sie zu lieben. Du hast in ihr gegraben und von ihr gestohlen. Du hast den Süßigkeiten den Vorzug gegeben. Du vergaßt die Süße der Liebe, von der du hergeflossen bist. Du hattest Träume der Wahrheit und nanntest sie Eselei.
Du vergaßt, auf der Erde Handstände zu machen. Stattdessen tapstest und fielst du. Du hörtest dem Gesang der Erde nicht zu. Für dich war zu viel Lärm zum Hören da. Du hast den Lärm der Stille vorgezogen. Stille wurde befremdend. Lärm wurde vertraut. Und dein Herz schrie nach dem Lied, das du vergessen hattest, und das dennoch, das hofftest du, in dem einen oder anderen weit entfernten Land zum Klingen gebracht wurde. Du liefst von Theater zu Theater, schautest dich nach der Musik um, nach der du zergingst, und die, das machtest du geltend, irgendwo existierte. Selbst wenn du sie nicht hören konntest, wolltest du gerne, dass sie jemand vernahm. Du wolltest, dass sie irgendwo Wirklichkeit ist.
Du riefst zu einem Treffen der Sterne auf, stattdessen hieltst du allerdings einen Vortrag. Du ließt die Sterne nicht zu Wort kommen. Das war gegen die Satzungen. Du ließt dein Herz nicht die Stimme abgeben. Du gabst vor, du könnest abzählen, und unterdessen trauertest du um eine schwache, sehr schwache, erinnerte Weise, die gerne deiner Kehle entkommen wollte. Du hieltst sie zurück, im Warten auf jemanden neben dir, der sie zuerst singt. Du vergaßt, wie es dir angelegen war, zuerst zu singen. Du dachtest, du wüsstest nicht, wie Singen geht. Du vergaßt, dass es nicht darum ging, wie gut du die Melodie halten kannst. Du vergaßt, dass es schier von Belang ist, dass du singst. Geliebte, Geliebter, singe jetzt einen Ton. Lasse ihn von deiner Kehle entkommen. Musik von deiner Kehle, die Weise von Mir.