Gott redete …
Ihr könnt weder die Fäden des Lebens auseinander knoten, noch könnt ihr sie vorhersagen. Womöglich meint ihr, etliche Maschen seien fallen gelassen oder an der verkehrten Stelle verwebt worden, der Wandteppich des Lebens folgt freilich einem Dessin, welches über euren Gesichtskreis hinausgeht, und doch, ihr seid dessen Weber. Ihr arbeitet am Webstuhl des Lebens. Hinein und heraus laufen die Weberkämme, schneller als deine Finger, und dennoch sind deine Finger behende. Sie wirbeln im Fluge herum, so das Leben vernäht wird. Deine Augen haben einen schmalen Part des Teppichs im Blick, den ihr webt, und dennoch seid ihr außerstande, eure Augen von ihm wegzuheben.
Freilich gibt es da einen Web-Meister, der eine Flöte spielt, die ihr über dem Klacken des Webstuhls schwerlich vernehmt. Er versorgt euch mit den Farben und dem Garn. Ihr werdet beständig versorgt. Ihr streckt eure Hand aus, und eine neue Garnsträhne ist da. Eure Finger weben, hinein und heraus. Ihr folgt dem Rhythmus des Webers, Der obendrein ein Meisterflötist ist. Er ist ein Empfänger eurer Güter. Er versorgt euch und ihr versorgt Ihn. Ihr und der Weber und der Eine, Der Flöte spielt, sind ebenso wechselseitig verknüpft wie es die Fäden sind, die ihr verwebt. Es ist schwer, zu unterscheiden, wer der Verkäufer und wer der Käufer ist. Kette und Schuss klacken rasch.
Des Nachts stehen die Webstühle, im Grunde genommen, still, und dennoch wird das Tuch in der Stille gewoben. Wer weiß es denn, aus was für Träumen der Stoff gemacht ist. Die Fäden sind gefärbt. Ein jeder Atemzug von euch im Stillschweigen verflicht auch so das Mysterium. Kolossales Fortbestehen ist das Gegebene. Unterbruch gibt es nicht. Stehenbleiben ist schier Zeitlosigkeit. Die Kraft der Webstühle hält an. Die Energie ist unablässig, dem gleich, wie euer Herz schlägt. Es schlägt ein Lied. All die Herzen verweben sich sozusagen. Alle befolgen das Muster und den Schlag, den der Meister der Unendlichkeit in Gang brachte. Alles ist ein Musizieren, welches aus dem ersten Ton heraus abfederte, aus dem Ton, der nach wie vor im Hintergrund und in Aller Herzen ertönt.
Euer Herz webt am Webstuhl des Lebens. Euer Herz hat das Sagen. Eure Hände, mit dem Herzen in Verbindung stehend, weben einen Gobelin des Gesangs.
Töne spielen sich aus, einer nach dem anderen. Fäden werden vernäht, Stiche hinein und heraus, und Töne tauschen sich gegenseitig aus, scheinbar per Zufall, indessen mit Bestimmtheit zum Erklingen gebracht. Es gibt keine losen Maschen, und keine schrägen Töne. Alles ist ein Ensemble, wie ein Tanz, wo die Tänzer aufeinander zugehen, auf die Weise, wie gewobenes Tuch drapiert wird, Hände ergreifen die Ecken, schaffen den Stoff zusammen, und die Töne treffen in unaufhörlich gespielter Musik aufeinander. Hinein und heraus gehen die Töne. Klick klack macht es bei den Stricknadeln und bei den Zügen entlang den Laufbahnen. Klicketiklack. Die Musik kommt aus allen Richtungen. Und dennoch, ein einzelnes Lied wird gesungen. Ein einziges Lied wird gehört. Ein einziges Orchester spielt das eine Lied. Jenes wird von Berg zu Berg weitergereicht.
Die Grillen singen es. Die Vögel machen sich zum Fluge auf. Die Sterne tragen das ihre bei. Der Sonnenaufgang spielt einen sanften Ton, der volle Mittag ein Crescendo. Und dennoch ist alles Vorspiel. Alles ist Vorrede. Die wirkliche Tragweite geht hinter den Kulissen vor. Jenseits der Vorhänge findet eine Meister-Aufführung statt. Die Taste auf dem Piano wird gedrückt, und der Ton erklingt auf der verquickten Bühne der Erde. Dies ist eine stellare Darbietung. Sei dir im Klaren, dass Töne Musik machen, und Stiche neue Kleider nähen. Dein Herz ist zu diesem Konzert herbeigerufen worden. Du nimmst deine Position ein. Der Webstuhl singt seine Weise, eure Finger sind am Fliegen, und die allerschönste Flötenmusik kommt einem so ungemein leise zu Ohren, und ruft euch zur Abendmesse.