DU BIST EIN LÖSER
Dein ganzes Leben ist ein Prozess des Lösens, nicht des Zupackens. Oft hast du das Gegenteil gedacht.
Du bist im Leben eingetaucht, damit du deinen Griff auf es loslässt. Du weißt nicht, wie viel mehr es gibt, was es für dich los zu lassen gilt. Du hast Schichten von Kontrolle, für die du noch nicht parat bist, sie aufzulösen. Du kennst noch nicht die Tiefen und das Ausmaß. Und du fürchtest dich gar, an das Loslassen zu denken.
Du hast eine Menge los gelassen, und dennoch gibt es vieles mehr, das los zu lassen ist. Du bist damit noch nicht durch. Es ist eigentlich nicht deine Sache, zu entscheiden, an wie vielem du noch festhalten sollst. Was dir ansteht los zu lassen, ist eben dieses Empfinden von Kontrolle.
Du sorgst dich, du werdest die Kontrolle nicht zurückbekommen. Du sorgst dich, dass irgendwie alles schief läuft, sofern du es los lässt. Du meinst, du habest auf jeder Torte deinen Finger zu halten.
Weißt du, was Loslassen ist? Es ist Verlass. Habe Zutrauen.
Festhalten bringt das Leben nicht voran. Es hält zurück. Du beschränkst das Leben, wenn du dich an ihm festhältst.
Du fragst dich, was dem Universum widerfährt, sofern du los lässt. Du fragst dich, wer wird sich seiner annehmen.
Aber Festhalten ist nicht das gleiche wie Fürsorgen.
Wenn du los lässt, wirfst du das Universum nicht in den Wind. Du gibst es sich selbst. Du segnest es. Du hilfst ihm, an Bord eines Schiffes des Wohlwollens zu gehen. Du sendest es zu seinem Bestimmungsort aus. Ein verankertes Schiff kann nicht fahren. Du bist nicht dafür bestimmt, das Schiff des Lebens vorort zu halten.
Entsinne dich, du bist ein Teilhabender, kein Halter. Du bist nicht der Starter, du bist nicht der Beender. Du bist ein Teilnehmer, aber kein Eigentümer. Du betreibst keine Ein-Mann-Show. Es gibt keine Ein-Mann-Show.
Aber wie steht es um die Verantwortlichkeit, fragst du dich. Nimm in Betracht, dass deine Verantwortung darin besteht, los zu lassen.
Im Grunde genommen mögest du das Betreiben der Welt den Kindern belassen, die jetzt in ihr spielen.
Wasimmer deine Domäne ist, lasse jetzt die Kontrolle los.
Sofern du eine Mutter bist, lasse die Kontrolle los. Das meint einfach, deine Kinder zu ihrem eigenen Besten frei zu setzen. Du bist nicht ihre Präsidentin. Du bist ihre Mutter. Du bist die Ernährerin.
Sofern du der Schreiber eines Buches bist, weißt du, dass ein Buch ein gewisses Leben aus sich selbst heraus besitzt, und du musst jenem stattgeben.
Wenn du ein Kochrezept herausgibst, gibst du es heraus. Du kontrollierst den Koch nicht. Du lässt dein Rezept los. Ließest du nicht los, so gerietest du in Beklommenheit.
Das Leben ist wie wenn du Gottschreibst. Du nimmst den Stift in die Hand. Du setzt dich hin, um zu schreiben, aber du beschließt nicht im voraus die Ordnung der Worte. Du hörst der Wahl und der Abfolge zu. Du kontrollierst nicht. Deine Verantwortung heißt zuhören.
Wenn du an dem Leben oder an deiner Aufgabenstellung bei ihm festhältst, verleugnest du seine Herrlichkeit. Und alldas, da du Angst hast, zu vertrauen. Sei heute ein Anlernling des Verlasses.
Wenn du vertraust, hast du Freiheit. Wenn du Freiheit hast, kannst du sie fortan geben. Überreiche dir selbst Freiheit, sodass du ein Freiheit-Geber sein wirst.
Das Leben ist eine Erkundung. Es ist kein fertiggestelltes Erzeugnis. Es ist flüssig. Es ist Licht.
Die Kerze ist angezündet, und du lässt an dem Licht deiner Kerze teilhaben. Andere bringen ihre Kerzen, um ihre Kerze an der deinen anzuzünden. Und sodann gibt es mehr Licht. Du setzt keine Beschränkung an, wie viele Kerzen von der deinen entzündet werden können. Das Licht ist gleichwohl nicht das deine. Du kannst Licht nicht horten. Lasse Andere das ihre scheinen. Lasse sie fortscheinen.
Du bist kein Begrenzer. Du bist ein Löser.
Lasse dem Leben seinen eigenen Kurs. Sei ihm ein Willkommenheißender. Sei ein Hoch-Rufer von ihm.