LASSE FEHLERLISTEN LOS
Woher kommt diese Unruhe, die du in deinem Magen spürst?
Du kamst ganz gut zurecht, und dann plötzlich fühltest du dich mit Besorgnis belastet, Besorgnis darüber, was du gesagt, geschrieben oder getan hattest, darüber, wie du es hättest anders, besser tun können, wie du kein Blatt vor den Mund hättest nehmen können oder hättest gar nicht sprechen mögen, wie du dich vielleicht übermäßig oder nicht genügend durchgesetzt hast. Man könnte die Liste fortsetzen. Es existiert kein Mangel an Empfehlungen für Verzweiflung. Du kannst eine alte Liste von Fehlern auffinden, die du gemacht hast, oder die du hättest machen können. Du liest sie dir immer wieder durch und liest sie dir immer wieder durch, so, als könnte sie dir, entgegen ihres Erscheinungsbildes, irgendwie hilfreich sein.
Hilfreich? Selbstverständlich ist dir deine Unruhe provozierende Liste nicht dienlich. Ganz im Gegenteil. Sie schadet dir.
Du hast gedacht, du seist all deiner Beklommenheit ledig, doch irgendwie, Stück um Stück, ist sie wieder zurückgekrochen. Hinterhältig ist sie, diese kleine Schlange Beklommenheit. Wie camoufliert sie ist, wie sie so hereinschleicht, und du, du bist ihrer nicht gewahr, bis sie dann plötzlich direkt vor dir ist, und sie hat eben genau von deinem Fundament etwas weggeknabbert. Wegen dieser Unruhe fühlst du dich unterminiert. Du hast dich zu dieser alten und ausgefransten Einkaufsliste zurück begeben. Zum Kaufen steht auf ihr nichts Lohnenswertes.
Ich möchte dir eine neue Einkaufsliste schreiben. Wirf die alte ein für alle Mal hinaus. Ersetze sie mit dieser, die Ich dir jetzt gebe. Das ist deine neue Einkaufsliste, die Ich dir gebe. Fasse sie gut ins Auge:
"So wie ich bin, bin ich in Ordnung.
Ich meine, Gutes zu tun, und ich tue es.
Ich zweifle mich nicht länger im Nachhinein an. Ich lasse mich unbehelligt. Wenn ich jetzt nicht mag, was ich gesagt, geschrieben oder getan habe, streiche ich es aus allen Listen jetzt durch, ein für alle Mal durch. Was ich tat oder nicht tat, ist nicht von Belang. Das liegt in der Vergangenheit. Ich weiß, die Sonne kommt wieder hervor, und der ganze Regen trocknet wieder weg. Ich bin womöglich der einzige Mensch überhaupt, der an das denkt, was ich bedaure. Es existiert schlicht kein Vorteil dabei, daran zu denken, nicht einmal ein einziges Mal daran zu denken. Egal, wie kurz die Sache zurück liegt, egal, wie groß oder wie klein sie ist, sobald ich nörgelnde Gedanken aus der Vergangenheit zulasse, vermindere ich die Stärke, mich selbst zu lieben.
Es ist wichtig, dass ich mich selbst liebe. Es ist meinetwegen und um aller um mich herum wegen wichtig. Ich muss weder bedauern noch bei mir selbst einen Fehler finden, denn ich bin der Anführer einer Parade, und es liegt mir an, eine ruhige zufriedene Parade zu leiten. Meine Parade führt durch all die Seitenstraßen und auch durch die Hauptstraßen, und sie verläuft gemäß dem Tenor meiner Gedanken. Ich möchte die Art und Weise der Parade, die ich führe, angeben. Ich weigere mich, eine jämmerliche Parade zu leiten.
Sobald meine Gedanken mir Beklommenheit verursachen, lasse ich sie fallen. Ich behalte sie nicht einmal mehr eine Minute, denn es sind zerstörerische Gedanken. Sie schlängeln sich hinein und möchten nicht, dass man sie loslässt. Man muss sie zwangsräumen, und ich bin derjenige, der sie per Zwangsräumung hinaus zu schaffen hat.
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Es ist leicht, das jetzt zu tun. Ich schüttle sie ab. Ich gebe ihnen nicht einmal mehr einen Abschiedsblick, und ich sage ihnen in klaren Worten:
'Bedauernde, Unruhe provozierende Gedanken, hier gibt es für euch kein Geschäft. Ihr gehört nicht hierhin. Ihr gehört nirgendwohin. Ihr seid wie Schatten einer kurzen Ohnmacht, und ihr habt euch selbst herunter gerissen, und ihr habt meinen Blick blockiert.
Ihr wollt, dass ich mich klein und von Angst getrieben halte. Doch sehe ich nun, was ihr vorhabt. Ihr seid Unzufriedene, und ihr möchtet mein Empfinden des Wohlseins betreten, und euch selbst und eure anderen Spezi-Gedanken hier hereinschmuggeln.
Ihr seid invasiv und erosiv.
Ihr könnt hier nicht mehr länger bleiben. Euer Abgang steht bevor, und das ist jetzt.
Also, ohne weiteres Aufhebens, macht euch jetzt davon. In Gottes Namen, ich werfe euch hinaus, und, in Gottes Namen, ihr könnt nicht wieder zurückkommen.'"