IN DAS SCHLOSS HINEIN
Bis zu einem gewissen Grad ist Leiden eine Krücke. Manchmal bist du von ihm abhängig geworden. Die Umgebung ist vertraut. Obschon dir das Schloss zugänglich ist, ist die Zelle, in der du lebst, derart vertraut für dich, dass sie sich wie das Zuhause anfühlt. In dem Schloss könntest du dich wie ein Fremder fühlen.
Oder - eine emotionale Wunde ist wie der alte Bademantel, in dem du dich so wohl fühlst. Oder - wie das alte Sofa, das dir deine Mutter zurückgelassen hat. Wieso von dem wegkommen, das dir so vertraut ist?
Du hast dich daran gewöhnt, aus dem gleichen Fenster zu blicken und die gleichen Ausblicke zu sehen. Wenn du aus einem anderen Fenster schauen würdest, hättest du andere Ausblicke. Deine ganze Sicht wäre anders.
Damit du in das Schloss ziehst, hat sich deine ganze Wahrnehmung zu wandeln. Und, das ist klar, sobald du einmal den Umzug machst, wird sich deine ganze Wahrnehmung auf jeden Fall gewandelt haben. Du musst eine Änderung vornehmen, und danach wird alle Güte auf dich hereinbrechen. Wie könnte es anders sein?
Das Schloss hat schöne Posten. Jedes Zimmer ist schön. Jedes Fenster, aus dem du schaust, enthüllt Schönheit über Schönheit. Nur Schönheit ist zu sehen. Alles, was du zu tun hattest, war, in das Schloss umzuziehen. Du hattest gewohnte Umgebungen aufzugeben. Du hattest gewohnte Gedanken loszulassen, um einzuziehen.
Auf irgendeine Weise hat dich das Übelnehmen beruhigt. Es ist wie ein Anhaltspunkt, an den du gewöhnt bist. Du bekommst heute deine Kränkung, das beweist dir, wie du getäuscht wirst, das beweist dir, wie die Welt ist, das beweist dir, dass du unterschätzt wirst, und was das für eine Schande ist. Irgendwie, so schräg das auch aussieht, gehst du zu deiner Zellentür und wartest auf deine ein oder zwei täglichen Watschen.
Beginne deinen Wert zu kennen. Und auch dann, wenn du ihn noch nicht kennst, bereite dich dafür, in den Palast einzuziehen. Denke daran, wie das sein wird. Denke daran, wie es aussehen wird, hier zu leben. Du wärest derart glücklich, dass keine Kränkung Eingang fände. Du würdest nichts für eine Kränkung nehmen. Wenn dir Tee serviert würde, der nicht heiß genug ist, wärst du nicht aufgebracht. Freude würde das Highlight deines Tages werden. Freude würde deine Aktie im Handel sein. Du wärest zu sehr in dem Leben im Schloss aufgelöst, um etwas als eine spitze Bemerkung auszulegen, das dir zu Herzen geht.
Das Schloss liegt hoch auf einem Hügel, und von diesem Aussichtspunkt her wirst du das Leben als ein Verlöbnis deines Herzens mit glücklichen Dingen sehen. Du wirst die schönen Bäume in ihrer Blüte sehen. Und wenn ihre Blüten und Blätter abfallen und die Zweige abbrechen, wirst du erfreut sein, dass sie dir ihre Schönheit geschenkt haben.
Wenn ein Freund unfreundlich in Erscheinung tritt, wirst du das nicht zur Notiz nehmen. Und, falls du das tust, wirst du zu ihm extra freundlich sein. Du wirst alles außer Freude und Freundschaft vergessen. Du wirst eine derartige Blutsverwandtschaft mit der Welt haben, dass du dich in ihr aalen wirst. Du wirst wie das Kind sein, das es nicht abwarten kann, morgens aufzustehen. Du wirst hinauslaufen, um deinem Tag und jedem in ihm zu begegnen, denn du wirst, als alles vorüber ist, in einem Schloss leben.
Das Schloss hätte Platz für jeden, der hereinkommt. Du hättest Platz, um jeden zu beherbergen. Es gäbe keine geschlossenen Viertel. Niemandes Gegenwart stünde im Weg. Jeder könnte tanzen, und einander im Weg sein gäbe es nicht.
Mittlerweile verstehst du, das Schloss ist dein Herz, wo du für alle Platz freimachst, und wo du der Freude Raum verschaffst. Alles, was du zu tun hattest, war, dein Herz von vergangenen Verbundenheiten, vergangenen Sorgen, vergangenen Beteiligungen leerzuräumen. Dann wirst du dich selbst in dem Schloss befinden. Du warst es immer. Allerdings warst du nur in einem kleinen Zimmer von ihm, in einem Zimmer, das derart unaufgeräumt war, dass du nicht sehen konntest, wo du warst. Nun entkleidest du dich der Vergangenheit, und die Sonne scheint heute, und du siehst, vielleicht zum ersten Mal, wo du bist.