Wenn du eine traurige Zeit durchläufst, sei es, sie rührt aus dem jetzigen Zeitraum oder aus Erinnerungen aus der Vergangenheit her, so wisse, du gerätst Stück für Stück näher an große Einsichten heran. Die Einsichten können dich tiefer in Traurigkeit hineinführen, oder sie werden es nicht tun, auf jeden Fall aber ziehen sie dich aus dem Brunnen der Traurigkeit in die Höhe. Die traurigen Gedanken werden dich nicht zum Ertrinken bringen. Sie heben dich heraus.
Traurigkeit wird durch Regenstürme von dir weggewaschen, und danach wird sie von einer goldenen Sonne getrocknet werden, und du bist wieder in deinen ursprünglichen Seinszustand gesetzt. Traurigkeit ist keine entsetzliche Sache. Sie hat nicht verbannt zu werden. Tiefere Einsichten gar selbst der Traurigkeit wischen hingegen die Tafel sauber. Fühle dich durch sie nicht angegriffen. Schaue darauf, dass sie heute geradesteht und dran ist. Vieles ist von dir versteckt gehalten worden, was du derzeit siehst.
Du magst das Gefühl haben, dein Herz zerschmelze in Traurigkeit, was allzu tief geht, als dass du es erfasst. Die Traurigkeit schmilzt dahin, nicht dein Herz. Dein Herz legt an Stärke zu. Sowohl emotional wie auch physisch gewinnt es an Stärke. Die Traurigkeit geht ab. Sie ist darüber traurig, dass sie weggeht. Es war bequem, auf Sorgenkissen in deinem Herzen gepolstert zu sein, auf denen sie schlief. Vieles entschwindet aus deinem Herzen. Sei nicht traurig, dass du es abgehen siehst. Ehre die sich verabschiedende Traurigkeit. Sie konnte einfach zuvor nicht an die Oberfläche kommen. Jetzt ist sie am Gehen. Deinem Herzen wird es ohne sie gut gehen. Du wirst dich ohne sie gut fühlen. Die Traurigkeit hielt dich zusammen, und nunmehr brauchst du sie nicht. Die Saaten deiner Traurigkeit räumen dich frei.
Negativität und Traurigkeit sind nicht das gleiche. Negativität kannst du haben, um auszukehren. Traurigkeit wird aus eigenem Antrieb fortgehen, sobald sie einmal von den Blättern der Vergangenheit, die sie zugedeckt hielten, freigegraben ist. Beide, die Negativität und die Traurigkeit, indes rühren von einem Glauben an Einbuße her, und ein Empfinden von Verlust vermag einzig in einer Welt von Zeit und Raum heranzuwachsen.
Du kannst nicht die Babystiefelchen aus der Vergangenheit für immer behalten. Die Säuglingsfüße sind gewachsen. Die Vögel der Vergangenheit flogen vor langer Zeit fort, und du trauerst ihnen nach. Du betrauerst, was einst zu sein schien und nicht mehr länger ist. Du betrauerst das, was du suchtest und niemals fandst. Du betrauerst den Verlust von Träumen und den Verlust von fast allem, woran du denken kannst.
Du hast Angst, dass du beim Leben nicht Anklang findest, und dass es niemals dazu kommen werde. Du befürchtest, das Leben sei an dir vorüber gegangen.
Du weißt sehr wohl, dass das Leben von Natur aus ist, aus mehr als aus Verlust und Sorge und Wünschen, die ausgeschlagen wurden, gemacht worden zu sein. Du kannst schlicht im Augenblick nicht an allem und jedem festhalten. Du hast schier gedacht, du könnest es trotzdem. Das war ebenfalls ein sich verflüchtigender Traum.
Die Leute sagen, man werde mit nichts geboren und gehe mit nichts fort. In Bezug auf die Welt stimmt das. Ich spreche gerne von einer größeren Wahrheit, und die lautet, dass du mit allem geboren wurdest, und dass du mit allem weggehst, und dennoch bedeutet alles nicht die Dinge der Welt oder irgendwas aus der Welt oder irgendwas von der Welt, wie sie in den Blick genommen wird, dass sie so sei.
Du wurdest mit aller Liebe des Himmels geboren und du scheidest mit all der Liebe des Himmels. Es gibt die Nichtsheit von allem. Du kannst sie nicht in eine Tablette verbringen. Du kannst sie nicht in Flaschen abfüllen. Ihr könnt sie einzig sein, Geliebte.
Ihr seid Mein Traum, und ihr habt ihm nicht den Rücken gekehrt. Ihr vollendet ihn in einem jeden Augenblick. Selbst in getrockneten Tränen seid ihr eurer Geschichte nachgekommen, indem ihr euer Leben lebt. Aus der Asche erhebt ihr euch, und ihr erhebt euch zu der Liebe, die ihr unentwegt gewesen seid, und die ihr dennoch versteckt hieltet.
Nunmehr kommt ihr auf der Erde ins Freie heraus, in den Ozean, in das offene Meer der Liebe.