Du bist kein Vulkan, und doch brichst du aus. Du bist keine brausende Woge, und doch braust du. Du bist kein Irrtum, und dennoch begehst du Irrtümer. Ärger ist stets ein Fehler. Höre auf das, was Ich sage. Du bist nicht im Recht, in Ärger auszubrechen. Du hast nicht das Recht, Ärger einzubehalten, noch auch hast du das Recht, verärgert zu sein. Meintest du wirklich, Wut sei ein zuverlässiger Barometer?
Ärger ist ein fremder Gegenstand. Er ist ein Cowboy, der von der Vergangenheit herbeireitet. Ärger ist ein Renegat. Er gehört dir nicht zu. Du bist nicht bestimmt, ein Schornstein zu sein, der raucht.
Sobald du dich ärgerst, bist du jenes anschwellende Gewitter in einem Teekessel. Dein Empfinden von Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit ist ein verräterisches und enthüllendes Kennzeichen von einer Entflammung. Wie scheinbar ehrenwert ist deine Redlichkeit. Du stehst in Flammen. Selbstverständlich, du hast recht. Du hast immer recht. Aus deiner Sicht heraus, hast du schlüssig recht. Im-Recht-Sein, das ist nicht die Frage. Einerlei wie recht du hast, es ist deiner nicht wert, dass du dich in Wut entlädst. Es ist deiner nicht mehr wert, dass du Ärger in dir behältst, als es wert ist, dass du ihn verteilst. Lasse die Auffassung los, es sei tugendhaft von dir, voller Ärger erzürnt zu sein. Du bist kein Ofen, der angezündet gehört.
Feuer gehören gelöscht. Schütte Wasser von Licht auf sie. Schlage Nägel ein, falls du es musst. Früher oder später wird sich dieser Ärgerblitz legen.
Im kühlen Tageslicht wirst du dich beruhigen. Auf Ärger gehört es sich nicht stolz zu sein. Das Ego mag es, in Verkleidung von selbstgerechtem Ärger daherzukommen. Als was für ein Held das Ego doch gerne in Erscheinung treten möchte, es möchte dich vor Unfairness retten, vor Dunkelheit bewahren. Es stellt dich ins Rampenlicht, und auf deine Kosten blüht das Ego auf. Es ist ganz schlicht keinesfalls zu deinen Gunsten.
So lange wie du die Prioritäten nicht recht setzt, wirst du Ärger haben. Du wirst seine glühenden Stücke am Brennen halten. Besser ist es, kühl wie eine Gurke zu sein. Besser ist es, man sieht weiter. Wenn du weit sehend bist, wird der Zigarettenstummel deines Ärgers von alleine ausgehen.
Ärger ist nicht schön. Meintest du das etwa?
Hattest du befürchtet, dass du dich ohne Ärger auf nicht viel beläufst? Hattest du Angst, dass du ohne Ärger nicht zur Kenntnis genommen würdest? Hattest du Angst, dass du ohne Ärger nicht mehr als Pampe bist?
Im Ärger trittst du auf dich selber. Im Ärger wirfst du dich selbst nieder. Im Ärger, da stehst du in deiner Wertschätzung nicht hoch.
In der Welt ist ein Ausschlag an Ärger zu verzeichnen, und alldas ist alles in allem selbstgerecht. Das Ego liebt es, sich selbst rundum in der Stadt zur Schau zu tragen. Es ist ein Glücksspieler mit verschwenderischen überhohen Einsätzen.
Ärger ist eine der Vermummungen des Ego. Das Ego kümmert sich nicht darum, was für Eier du ausbrütest. Es tut ihm nichts, wenn du ein Ei ins Gesicht bekommst. Es macht ihm nichts aus, wie viel du verlierst. Es sorgt sich, dass es triumphiert. Es flüstert, dass dich jemand bedroht. Es flüstert, jemand schikaniere dich herum. Dein ureigenes Ego flüstert „Kämpfe!“ in dein Ohr. Es ist dein Gegner. Das Ego, das du als dein gegnerisches Gegenüber siehst, ist einfach ein weiterer Kerl, der Anläufe macht, in der Welt seinen Kopf durchzusetzen. Dessen Ego mag sich ebenso von ihm ernähren, und damit fechten zwei Egos die Sache aus, und du bleibst, nachdem du auf zehn ausgezählt wurdest, auf der Matte.
Wut ist Aberwitz. Selbst dann, wenn du eine Auseinandersetzung gewonnen hast, hast du verloren. Du hast deine Sinne verloren.
Sei im Geist über andere Dinge auf Eins gerichtet, die es mehr wert sind als Ärger. Ganz gewiss ist das eine oder andere mehr wert als die verteidigende Rechtfertigung, auf die du per Wut aus bist. Mögest du an allen Tagen deines Lebens die Gutheit und schonende Nachsicht beherzigen.